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> Diskussion: Schluß mit dem Saufen!, Wie findet man aus der Sucht heraus?
ulrike
Beitrag 15.06.2004, 20:52
Beitrag #101


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@Tnixm
@Werner (kommst Du auch aus Hamburg?)
Ihr habt ja recht!! Im Grunde genommen weiß ich den Grund warum ich getrunken habe ja auch. Nur der ist schon ca. 8 Jahre her und danach war's denn doch eher Gewohnheit, jetzt zum Schluß 1- 2 Flaschen Sekt am Tag!!!! und ich habe mich noch vollkommen nüchtern gefühlt. blushing.gif Im Nachhinein denke ich: man gut, daß ich meinen Führerschein losgeworden bin, wer weiß wohin sich das noch gesteigert hätte!!
Auf jeden Fall bin ich mir sehr sicher daß ich mit dem Thema Alkohol durch bin.
Zum einen, weil ich halt nichts vermisse, zum anderen, weil jetzt meine Kinder unter meinem Führerscheinentzug (1.14 Promille/ 10,5 Monate ohne FE) leiden müssen (Schule, Musikschule, Sport...............), alles nur noch per Rad, das werde
ich ihnen nicht noch mal antun!
Liebe Grüße von Ulrike smile.gif smile.gif
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Tnixm
Beitrag 15.06.2004, 21:46
Beitrag #102


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@ Ulrike
daß du nichts vermisst ist Prima !
Nur: tu´s auch DIR nicht mehr an, nicht nur den Kindern.
Die werden älter und fahren bald selbst Auto, schneller als du denkst. smile.gif

Dann wär´s blöd sich sagen zu müssen wofür noch die Disziplin...?

Ok, ok...ich höre auf mit "schwarzsehen" : Du bist auf einem prima Weg !!!!


--------------------
GrussT. (Uli)Gelassen bleiben !! Mir muss man schon die Zähne zeigen, damit ich arbeite!

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Doc aus Bückeburg
Beitrag 17.06.2004, 22:56
Beitrag #103


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Zitat (1501 @ 13.06.2004, 10:48)
Es ist weiter nix besonderes nicht zu saufen und es ist nix besonderes zu saufen-da gibt es interessanteres

Hallo 1501,

wenn Du "einfach nur so" aufhören konntest mit dem Saufen, dann freu Dich! Das ist wahrscheinlich ein Zeichen dafür, dass Deine Abhängigkeit - wenn sie denn überhaupt bestanden hat - noch nicht sehr weit fortgeschritten war.

Sucht entsteht bekanntlich im Kopf, und wenn die kleinen grauen Zellen einen gewissen Grad der Abhängigkeit erreicht haben, stellen sie alles Mögliche auf die Beine, damit Du NICHT aufhörst (denn sie wollen schließlich ihren Stoff haben!!). Und da auch der "eigene Wille" Kopfsache ist, hat Dein Kopf überhaupt keine Chance, gegen sich selbst anzukämpfen.

Wenn Du NICHT abhängig bist (oder zwar süchtig, aber derzeit "clean") und da sitzen Deine Kumpels mit ner Kiste Bier und wollen, dass Du mittrinkst, ist es wirklich Deine Entscheidung, was Du tust. Wenn aber Deine EIGENEN Gehirnzellen Dir befehlen. "mach jetzt 'ne Flasche auf!", hast Du keine Chance.

Wenn es erst mal so weit gekommen ist, sehe ich nur 2 Möglichkeiten: Entweder ein Entzug, bis der Kopf wieder so frei ist, dass man wieder einen eigenen Willen hat (so habe ich es gemacht), oder weitersaufen, bis man ohne fremde Hilfe keine Flasche mehr aufkriegt (so hat es mein Vater gemacht...).

Als 1501, SEI FROH, DASS DU EHER WAS GEMERKT HAST!

Doc


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Es gibt Dinge, die muss man glauben, um sie sehen zu können,
und es gibt Dinge, die muss man sehen, um sie glauben zu können.
Und dann gibt es noch ein paar Dinge, die kann man einfach nicht glauben, obwohl man sie sieht!
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Tnixm
Beitrag 17.06.2004, 23:14
Beitrag #104


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...und vor allem nicht darauf verlassen, dass du im "Falle eines Falles"

jederzeit wieder aufhören kannst !!

das wird dann von mal zu mal schwerer,!

Habe mitte `96 aufgehört...dann ein Jahr Pause gemacht hatte damit keine Probleme.

Also, hab´ich mir gesagt wo bitte ist die Schwierigkeit aufzuhören...und wieder angefangen !

dann war´s schon schwerer nochmal aufzuhören, und weil´s so schwer war haben mir dann auch schon 8 Mon als "Beweis"gereicht, dass ich ja üüüüberhaupt gaaaar kein Problem damit habe....... whistling.gif

Ende `98 und `99 war dann eine echte Horror -Zeit, vor allem bis ich mir eingestehen konnte, dass ich jetzt Hilfe brauche !

Wenn ich heute nochmal anfinge....ich weiß nicht, ob ich es nochmal schaffen würde da wieder rauszukommen !! no.gif


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 18.06.2004, 00:00
Beitrag #105


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Zitat (Tnixm @ 13.06.2004, 15:50)
...scheint ja, dass ich hier richtig bin !

@ Doc : schau auch mal in Dich hinein, welchen Anteil Du, und Du alleine am "Frusterzeugen" hattest und hast....denn das ist Ziel und Zweck jeden DrogenMISSBRAUCHS...Frust, Zweifel an sich SELBST wegzudrücken(saufen)

@ TnixM:
Zunächst mal herzlich willkommen hier in diesem Thread!

Psychologen und Psychiater haben die Eigenschaft, ihre Patienten zu typisieren und zu klassifizieren, sie also in bestimmte "Schubladen" einzuordnen. Das macht bei der geplanten Behandlung psychischer Erkrankungen durchaus Sinn.

Laien machen es dann gern genauso. Das Problem dabei ist nur, dass Laien nicht Psychologie studiert haben, dass also ihr Wissen zum Thema meist bedeutend schmaler ist. Aber das "Schubladen-Denken" beherrschen sie trotzdem meisterhaft...

TnixM, ich will Dich mit dieser Bemerkung nicht niedermachen. Ich habe nur kurz nach meinem Entzug JEDE MENGE gute Ratschläge bekommen, was ich einfach UNBEDINGT alles machen MUSS, wenn ich dauerhaft Erfolg haben will. Manche Leute waren regelrecht beleidigt, wenn ich deren Ratschläge nicht SOFORT 1:1 befolgt habe. Und jetzt wundern sie sich, dass ich trotzdem schon 2 1/2 Jahre durchhalte...

Zum Thema "Frust & Probleme Wegsaufen": Längst nicht jeder Alkoholiker hat mit dem Trinken begonnen, weil er seine Probleme betäuben wollte. Man kann auf vielen Gründen in die Abhängigkeit geraten. Fakt ist, dass jeder Mensch Probleme hat, der eine mehr, der andere weniger. Fakt ist aber auch, dass durch die Sucht die Probleme nicht weniger, sondern eher mehr werden.

Bei mir war es zum Beispiel in meiner Jugend so, dass zu Hause Bier und Korn mehr oder weniger zu den Grundnahrungsmitteln gehörten. Ich hätte meine Eltern aber im damaligen Stadium niemals als Alkoholiker bezeichnet [Bei meinem Vater ist der Alkohol-Konsum erst ab Anfang 50 aus dem Ruder gelaufen, aber das ist ein anderes Thema...]. Sie waren nur fröhliche Leute mit einem riesigen Bekanntenkreis, die gern mal feierten. Und zum Abendessen gehörte eben 'ne Flasche Bier (oder auch zwei).

Die Gewohnheit habe ich ich ca. ab 17 Jahren 1:1 übernommen, und ich fand's völlig normal. Die Alkohol-Mengen wurden später langsam größer, und es konnte auch schon mal passieren, dass ich, wenn ich mal frustriert, also je nach Stimmungslage wütend oder traurig war, spontan etwas mehr gekippt habe, aber ein "Frust-Säufer" war ich früher nicht. Dazu gab es viel zu viele fröhliche Anlässe zum Trinken...

Es gab auch etliche Schicksalsschläge, die ich aber nie direkt als Vorwand genommenhabe, mich regelmäßig zuzuschütten. Ich habe "nur" mehr oder weniger regelmäßig aus den verschiedensten Anlässen mehr Alkohol getrunken als gemeinhin als gesund gilt - und bin dabei, wie ich schon erwähnt habe, auch noch Auto gefahren blushing.gif , ohne erwischt zu werden.

Das mit den "Problemen" ging erst in einem Alter los, in dem sich andere Männer 'ne Freundin oder 'ne Harley zulegen: mit Mitte 40. Die familiären Probleme wurden größer, beruflich ging es nicht plötzlich mehr wie vorher steil bergauf und der Druck von allen Seiten wuchs. Ich habe aber nicht DESWEGEN gesoffen, sondern WEIL ICH ES SOWIESO SCHON TAT. Die beruflichen Probleme hingen aber nicht ursächlich mit dem Alk zusammen (allenfalls indirekt, denn ohne morgendlichen Kater hätte ich vielleicht noch ein Jahr länger durchgehalten...)

Irgendwann bin ich dann mal psychisch zusammengeklappt. 6 Wochen psychosomatische Klinik, dann ging's 'ne kleine Weile wieder, dann war wieder Ende.

Die fälligen Konsequenzen habe ich nicht schlagartig ziehen können, sondern nur nach und nach. Ich habe ALLES zur Disposition gestellt, einschließlich mich selbst. Auch heute noch würde ich mich als suizidgefährdet einstufen...

Als erstes ein radikaler Berufswechsel in die Selbständigkeit, dann eine Partnerschaftskrise und der gemeinsame Entschluss, DOCH weiterzumachen, dann mein Entschluss, mit dem Alk aufzuhören (siehe weiter oben im thread).

Ich kann im Moment nicht gerade behaupten, dass ich besonders glücklich wäre, aber ich habe zur Zeit meine Sucht (total) und meine Depressionen (zumindest einigermaßen) unter Kontrolle.

Wie gesagt: Zum Frustabbau hilft mir "Laufen statt Saufen" Beim Rose-Marathon in Minden am 6. Juni war ich zwar nach meiner Verletzungspause noch nicht wieder richtig fit, aber ich bin immerhin einigermaßen durchgekommen: 4:12:40 Stunden.

Und ansonsten geht es mir besser, wenn ich nicht soviel über mich selbst nachgrüble, sondern einfach WEITERMACHE!


So, das wars zum Thema "Frust-Kompensation". Ist doch etwas länger geworden als ich wollte.

Gute Nacht zusammen wavey.gif
Doc


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 18.06.2004, 00:07
Beitrag #106


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Zitat (Tnixm @ 18.06.2004, 00:14)
...Wenn ich heute nochmal anfinge....ich weiß nicht, ob ich es nochmal schaffen würde da wieder rauszukommen !! no.gif

Probier's lieber nicht aus no.gif!!

Doc


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cheffe
Beitrag 18.06.2004, 00:15
Beitrag #107


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Ich kann zu diesem Thread nur allen Beteiligten höchsten Respekt zollen! thumbup.gif

cheffe (hier nur stiller Mitleser, da er zur Sache keine eigenen Erfahrungen und/oder Fachwissen beisteuern kann)


--------------------
Leben und leben lassen....

Ich weiß, daß ich nichts weiß. (Sokrates)
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Tnixm
Beitrag 18.06.2004, 00:23
Beitrag #108


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@ doc
du hast natürlich völlig recht !
es steht mir tatsächlich nicht zu Dir deinen weg aus der Sucht vorzuschreiben !

Ok, das ist schon mal Fakt !

Es ist nur eben so, daß ich ziemlich allergisch reagiere, wenn andere als Frusterzeuger, und damit Schuldige hingestellt werden.

Aber es ist natürlich auch fakt, daß es objektivierbare gründe im sozialen Umfeld bezw. Schwierigkeiten in bestimmten Entwicklungsaufgaben und der persönlichen Sozialisation gibt !

Also sorry, ich vergaloppiere mich da manchmal, da ich in meiner Selbsterfahrung und Reflexion sehr häufig diese erfahrung mache, und dann geneigt bin für andere Personen Transferschlüsse zu ziehen.

Mein Fehler ! blushing.gif

Und ich hoffe dass meine Wachsamkeit FÜR MICH auch jetzt nach 4 Jahren, 7 Mon nicht nachlässt........

Auch Dir eine gute Nacht giveup.gif

P.S. du machst mich damit nicht nieder, du zeigst mir nur dass ich bei mir bleiben muss...
das ist absolut ok !

Im übrigen unterscheidet sich meine Vita nicht allzusehr von der deinen... wink.gif


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Tnixm
Beitrag 18.06.2004, 00:33
Beitrag #109


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Ach ja, wenn´s auch keine garantien gibt....


no.gif ich habe wahrlich nicht vor es nochmal auszuprobieren no.gif


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Fletcher_Christian
Beitrag 18.06.2004, 02:02
Beitrag #110


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Mir scheint, wir nähern uns dem Kernproblem: Abhängigkeit, Sucht und das Leben danach. Vieles von dem was Doc in seinem Beitrag zur Frustbewältigung geschrieben hat, kommt mir nur zu bekannt vor.

Meine ersten Drogenexperimente hatten definitiv nicht den Zweck, irgendwelche Probleme auszublenden. Lange Jahre habe ich gekifft, mich mit Kumpels totgelacht, Abende mit meiner (damaligen) Freundin, haufenweise Keksen, Schokolade und einer Tüte Milch vor dem Fernseher verbracht oder alleine Musik gehört - und alles einfach genossen. THC hatte - bei mir zumindest - noch nie die Eigenschaft, Probleme wegzudrängen. Ganz im Gegenteil: Es hat mir eher noch einen Spiegel vorgehalten. Früher war das kaum ein Problem. Heute ist das anders. Meine letzte Begegnung mit dem Zeug hat mir einen echten Horrortrip beschert. Das ist gut drei Jahre her. Seitdem übt die Kifferei in etwa den gleichen Reiz auf mich aus wie kalte K****.

Anders sieht es beim Thema Opium aus. Hierzu sollte ich wohl vorausschicken, dass es (nach meiner Definition) einen wichtigen Unterschied zwischen Abhängigkeit und Sucht gibt: Wer abhängig ist, ist nicht Herr über sich selbst. Die jeweilige Droge (Heroin, Alkohol, Arbeit, sucht Euch was aus...) bestimmt das Verhalten. Diesen Zustand kann man überwinden. Dann ist man ein Ex-Abhängiger, aber (meistens?) nach wie vor ein Süchtiger. Man trägt immer noch die (Sehn-)Sucht nach der Droge in sich. Mal ist sie stärker zu spüren, mal überhaupt nicht.

Der Zustand wie Doc ihn beschreibt...

Zitat (Doc)
Ich kann im Moment nicht gerade behaupten, dass ich besonders glücklich wäre, aber ich habe zur Zeit meine Sucht (total) und meine Depressionen (zumindest einigermaßen) unter Kontrolle.


...wird jeden Süchtigen immer wieder im Genick packen.

Ich selbst hatte während der letzten Monate über teilweise längere Zeiträume ernsthaft mit diesem Problem zu tun und habe es gelegentlich immer noch. Der Wunsch nach einer mentalen Auszeit war manchmal erschreckend stark. Ich habe dabei allerdings den Vorteil, dass ich nicht einfach in den Supermarkt spazieren und dort unter 50 hübsch verpackten verschiedenen Heroinsorten wählen kann.

Auffällig für mich ist die Tatsache, dass ich über drei Jahre fast frei war von diesem Bedürfnis. Ich hatte meine Sucht tatsächlich beinahe vergessen. Nicht zuletzt Dank des regelmäßigen Laufens, nehme ich stark an.

Über den Grund, warum sie sich nach so langer Zeit wieder bemerkbar gemacht hat, kann ich nur mutmaßen. Einerseits wurde ich im Januar zu einem "besonderen Aufbauseminar für auffällige Kraftfahrer" verdonnert (rote Ampel übersehen, 14 Punkte vollgemacht). Dort wurde ich erstmals nach langer Zeit wieder mit meiner Vergangenheit konfrontiert.

Die Psychologin war gut. Dass ich mit Heroin zu tun gehabt hatte, habe ich aus freien Stücken erzählt, dass ich mir das Zeugs intravenös verabreicht hatte, hat sie ohne mein Zutun gesehen. Das hatte vor ihr noch niemand geschafft. (Ich habe schon zu "aktiven Zeiten" nicht dem landläufigen Junkie-Klischee entsprochen, vier Jahre danach noch viel weniger.) Die Dame hat mir jedenfalls kurz in die Augen geschaut und erkannt, dass da in mir etwas Hässliches an seiner Kette zerrte.

Nach dem Seminar war das Kartenhaus, das ich mir im Lauf der Jahre gebastelt hatte, im Eimer. Ich hatte offensichtlich nach diesem Prinzip gelebt:

Zitat (Doc)
Und ansonsten geht es mir besser, wenn ich nicht soviel über mich selbst nachgrüble, sondern einfach WEITERMACHE!


Daran kann ich grundsätzlich nichts Falsches finden. Ich versuche selbst nach Kräften, diesen Zustand zu halten. Nur leider geht das nicht immer:

Zusätzlich zu meinen Erfahrungen aus dem Seminar machten sich mehr und mehr Ermüdungserscheinungen im beruflichen Bereich bemerkbar. Gegen Ostern war dann endültig offensichtlich, dass ich mich im zurückliegenden Jahr übernommen hatte. Das blieb nicht ohne ernste Auswirkungen auf mein Privatleben.

Alles in allem war also der Kessel kurz vor dem Platzen - die (Sehn-)Sucht war plötzlich wieder deutlich zu spüren:

Zitat (Doc)
Ich habe ALLES zur Disposition gestellt, einschließlich mich selbst.


In meinem Fall hieß das: Partnerschaft, Familie, beruflichen Erfolg und auch ganz massiv das eigene Leben. Das mag pathetisch klingen, ist aber ganz einfach die trockene Wahrheit.

Damit schließt sich der Kreis zur Frustbewältigung durch Drogen (Alkohol, Heroin, sucht Euch was aus...) In meinem Fall ist es bei der Versuchung geblieben. Ich habe erneut Einiges in meinem Leben geändert, die Krise für den Moment überstanden und wieder etwas gelernt: Man darf sich nicht in Sicherheit wiegen, auch nicht nach Jahren. Mag sein, dass das Verlangen im Lauf der Jahre immer mehr nachlassen wird. Ich muss aber immer damit rechnen, dass es plötzlich wieder da ist. Ich glaube, das müssen wir alle, die wir uns mit der Zufriedenheit auf Pump eingelassen haben.

@ Doc: Ich werde mich hüten, Dir irgendwelche Tipps geben zu wollen. Schon allein, weil Du mir zwei, drei Jährchen Lebenserfahrung voraus hast. Trotzdem erlaube ich als Jungspund mir, Dir altem Hasen meinen Respekt auszusprechen. Nach allem, was Du hier bisher geschrieben hast, weißt Du selbst am besten, wie Du mit Deiner Sucht umzugehen hast. Dass es geht, hast Du Dir sicher schon oft genug selbst beweisen müssen, auch wenn's hart gewesen ist.

In diesem Sinne: It can't rain all the time... wink.gif

Gute Nacht!

Stefan wavey.gif
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Tnixm
Beitrag 18.06.2004, 06:38
Beitrag #111


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Zitat (Fletcher_Christian @ 18.06.2004, 03:02)
Dann ist man ein Ex-Abhängiger, aber (meistens?) nach wie vor ein Süchtiger. Man trägt immer noch die (Sehn-)Sucht nach der Droge in sich. Mal ist sie stärker zu spüren, mal überhaupt nicht.

genauso sehe ich das auch.
Und klar nicht jeder Einstieg wird als einstieg aus Frust wahrgenommen.

Ich habe auch aus Spaß und bei besonders freudigen Anlässen, dann wenn andere auch mitgemacht haben , getrunken.

Nur, später- viel später, habe ich dann für mich feststellen müssen, daß auch das schon irgendwie so was wie Frust war...so nach dem Motto : Mist ich kann mich "ohne" gar nicht so schön freuen !

Zitat
Zusätzlich zu meinen Erfahrungen aus dem Seminar machten sich mehr und mehr Ermüdungserscheinungen im beruflichen Bereich bemerkbar. Gegen Ostern war dann endültig offensichtlich, dass ich mich im zurückliegenden Jahr übernommen hatte. Das blieb nicht ohne ernste Auswirkungen auf mein Privatleben.


Ja, genau das kenne ich dann auch, und das meinte ich auch als ich von Frust wegdrücken als Hauptzweck sprach. Für mich hat es sich dann eben so entwickelt, dass ich dann später im Verlauf meiner Abhängigkeit, festgestellt habe : das Suchtmittel kann ich für alle möglichen Situationen einsetzen, nicht nur um mich besser zu freuen, auch um weniger Frust zu haben !

Und je tiefer ich in der Sucht/ Abhängigkeit saß, um so weniger Gründe zum freuen gab´s aber um so mehr Gründe Frust wegzudrücken.

So hat sich das dann bei mir dahingehend verschoben !

Und genau da liegt auch für mich die Gefahr- ganz ähnlich wie bei Stefan und Doc!

Zitat
Alles in allem war also der Kessel kurz vor dem Platzen - die (Sehn-)Sucht war plötzlich wieder deutlich zu spüren:


Ich mag dann aber nicht mehr weglaufen, also Umfeld, Beruf, Partnerschaft ändern.......denn egal wohin ich mich wende ich nehme MICH mit!

Mein Entschluss heisst daher: ICH muss auf MICH aufpassen, also versuche ich meist herauszufinden warum mich bestimmte Dinge frusten, was mache ich, damit das nicht mehr so stark ist, wie kann ich das kompensieren ?

Zitat
Und ansonsten geht es mir besser, wenn ich nicht soviel über mich selbst nachgrüble, sondern einfach WEITERMACHE!


Ich -und das gilt halt nur für MICH !! - versuche dann eben ein bischen anders weiterzumachen, indem ich meine Einstellung zu ändern versuche, damit mir das weitermachen leichterfällt.

Würde ich jedesmal einen Schnitt machen, und nichts IN MIR ändern stünde ich bald wieder vor solch einer Situation auch in einer NEUEN beruflichen oder partnerschaftlichen Lage !

Aber wie gesagt, das ist MEINE Herangehensweise, die ich für mich als hilfreich entdeckt habe.

Es gibt sooo viele Wege IN die Sucht, genauso gibt es unzählige Wege um wieder raus zu kommen !

Meiner ist mit Sicherheit nicht DER "Patentweg" !!

Ich versuche so viel wie möglich darüber zu reden, und zwar mit kompetenten Leuten und das sind für mich in erster Linie andere Süchtige dann erst Psychologen.

Klar, da versuche ich dann auch das zu übernehmen was für mich past, aber auch zu sehen :" guck mal an, so machst DU das besser nicht "

So, muss jetzt los.....
Wir lesen uns.... smile.gif


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ulrike
Beitrag 18.06.2004, 14:30
Beitrag #112


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Genau, viel darüber reden ist für mich auch eine große Hilfe!! Am Anfang ist
es mir sehr schwer gefallen, überhaupt zu erzählen, dass ich keinen Führerschein
mehr habe weil ich zu viel getrunken habe und erwischt worden bin. War mir megapeinlich blushing.gif Hab' mich immer 'rausgeredet:
Nein, möchte heut nichts trinken, hab Bauchweh oder irgendsoein Scheiß....
Jetzt wissen's mittlerweile alle Freunde und auch der entferntere Bekanntenkreis,
und jeder akzeptiert es. So fällt es viel leichter NEIN zu sagen, wissen ja alle
Bescheid, und so mancher trinkt wegen mir weniger und sagt nee nee, laß mal lieber Selter trinken, sieht man ja an Ulrike wie schnell es manchmal gehen kann...........
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OlafSt
Beitrag 19.06.2004, 11:05
Beitrag #113


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Ich hab hier mal die Posts der letzten Tage so durchgelesen. Zugegeben, ich habe keine Probleme mit Drogen oder Alk (sofern man Nikotin nicht als Droge bezeichnet), aber eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen.

Ich lese hier sehr oft: "Warum ich damit angefangen habe ? Ist mir erstmal egal, Hauptsache es geht so nicht weiter."

Irgendwie gewinne ich dabei den Eindruck, das nur die Symptome bekämpft werden, nicht die Ursache. Wie bei einer Lungenentzündung:

- Nasenspray gegen den Schnupfen
- Saft gegen den Husten
- Aspirin gegen das Fieber
- Sauerstoffmaske für die Probleme beim Atmen

Funktioniert eine Weile, schlußendlich aber bringt die Lungenentzündung dich um.

Ich denke, ohne den eigentlichen Initialzünder zu erkennen und sich bewußt zu machen, wird man als Ex-Abhängiger niemals wirklich davon loskommen und immer in der Gefahr eines Rückfalls schweben. Problematisch ist, das in der Regel es keinen genau definierbaren Punkt gibt, an dem man sagen kann "hier, genau hier, am 10.4.86 um 9:26 Uhr, ging es los". Ist ein schleichender Prozeß, keine Frage.

However. Ich lese hier, das die Betroffenen sich mit klarem Kopf nach dem Entzug brutal ins Leben stürzen und es stellenweise komplett umkrempeln - arbeiten bis zum Umfallen, neue Beziehungen im Leben etc. Doch ist das nicht eigentlich nur eine Art Verdrängung ? Man stürzt sich von einem extrem ins nächste, was nach aller Erfahrung nicht wirklich funktioniert. Besonders Stefan schreibt ja, das der Frust nach anfänglichen Erfolgen wieder drastisch zunimmt und Erinnerungen wach werden.

Ist das nicht ein Zeichen für einen beinahe-Fehlschlag ? Das Unterbewußtsein wird wieder lauter - wie lange hält der Verstand noch dagegen ?

Versteht mich nicht falsch - ich will niemandem Angst einjagen oder gar den Mut nehmen. Ich selbst bringe ihn ja nicht mal im Ansatz auf, ergo steht mir sowas nicht zu. Aber mir ist das aufgefallen. Steinigt mich, wenn ich da völlig daneben liege wavey.gif


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ZITAT(blue0711)
Ich muss als VT nicht mit jedem erdenklichen Unsinn als Reaktion von Anderen auf meine blosse Existenz in einem in der Praxis doch recht subjektiv eingeschätzten imaginären Raum rechnen.
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ulrike
Beitrag 19.06.2004, 18:58
Beitrag #114


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@ OlafSt
In gewisser Weise hast Du sicherlich recht, man sollte sich schon über die Ursachen im Klaren sein! Der Punkt ist nur, wenn man erst mal auf der Schiene angelangt ist, daß man Probleme mit Alkohol erstickt, dann macht man sich halt nicht mehr so viel Gedanken, und wenn denn mal ein Gedanke kommt.... dann trinkt man halt erst mal ein Gläschen Sekt! ..und schon ist der Gedanke wieder verdrängt! Aber trotzdem gibt es Auswege, leider halt oft wie auch bei mir über die Führerschein'schiene' (geht aber auch anders, siehe 'Doc') Wie auch immer,
den Grund zum Trinken zu finden ist eine Sache, zu begreifen, daß man irgendwann einfach weiter trinkt, ohne noch einen Grund zu haben, ist eine Andere!!!! Da mußte ich leider erst drauf gestoßen werden blushing.gif , trotzdem glaube ich, daß ich es geschafft habe, weil Fakt ist einfach daß ich weiß, ohne Alk' geht's einfach besser! Der Grund warum ich mal irgendwann angefangen habe ist sozusagen verjährt und gut!!! Ich mußte auch weder mein Leben umkrempeln noch mich in Arbeit stürzen oder so was in der Art, ich mußte nur meinen Kopf mal umsortieren. Tatsächlich ist es so, das das Gehirn schon signalisiert: "Du mußt jetzt was trinken, alle anderen trinken auch, also was soll's?" Aber irgendwann steht man da auch drüber, im Moment bin ich jedenfalls so weit, das ich andere Getränke weitaus mehr genieße und kein Verlangen nach Alk' habe. (obwohl das die ersten paar Wochen nach meinem FE-Entzug schon anders war) Wie auch
immer, mag sein, daß das Bedürfnis irgendwann mal wieder kommt, da muß man
halt standhaft bleiben weil man ja auch nichts vermisst!!! Ich kann das aber nicht als Fehlschlag werten!!!
Gruß Ulrike smile.gif smile.gif
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OlafSt
Beitrag 19.06.2004, 21:23
Beitrag #115


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@ulrike:

Schätze, ich hab mich da nicht genau genug ausgedrückt.

Mir geht es nicht darum, während der Sucht den Weg hinaus zu finden. Die wenigsten kommen wohl von selbst drauf, das was arg im üblen liegt. Die meisten müssen einen Schuß vor den Bug bekommen.

Ich beziehe mich auf das "danach" und wie man verhindert, wieder Rückfällig zu werden, also die Warnzeichen zu erkennen.

So wie Ex-Raucher ihre Sucht durch Süßigkeiten ersetzen, suchen auch Ex-Alkoholiker und Ex-Nadler eine Art Ersatz resp. Ablenkung. Und da sehe ich das Problem: Wenn der Ersatz oder die Ablenkung nicht mehr da ist (Beispiel Doc: Kann Verletzungsbedingt nicht mehr laufen; Beispiel Stefan: Der Sturz in die Arbeit, bei der es nicht mehr läuft), was dann ?

Das meinte ich mit beinahe-Fehlschlag: Das Symptom ist erfolgreich bekämpft, die Ursache schwelt noch immer. Dies bezog sich keineswegs auf Dich !

Deine Aussage hier

Zitat
weil Fakt ist einfach daß ich weiß, ohne Alk' geht's einfach besser!


trifft des Pudels Kern meiner zweiten Frage.

Das, was die "Gier" nach der Droge auslöst, ist nicht der Verstand, sondern das dahinter. Obige Aussage stellt für mich dar, das der Verstand hier ganz klar siegt. Logisch, ist ja auch noch nicht lange her, war doch gar nicht so schlimm, das mit dem Aufhören; der Schaden ist groß genug, Lektion gelernt... So jedenfalls stelle ich mir meine Gedanken direkt nach dem Entzug, wenn das Hirn einigermaßen wieder läuft, vor.

Doch das Unterbewußtsein ist verdammt stark, äußerst ausdauernd und ziemlich trickreich. Daher meine Frage: Was tun, wenn der Verstand seinen Widerstand aufgibt oder er einschläft? Ich kann mir gut vorstellen, das man das Aufgeben merkt. Das Einschlafen dagegen merkt man wohl kaum - wenn der FS-Entzug erstmal fünf Jahre zurückliegt, man wieder 100TKm abgespult hat, der Alltag also einen wieder eingeholt hat.

Darauf gleich die nächste Frage:

Wie bringt man das Unterbewußtsein endlich dazu, mit dem Terror aufzuhören (wenigstens bis zu einem erträglichen Maß) ? Jedwede Idee hierzu könnte mir z.B. bei meinem Problem helfen, das weder mit Marathons noch mit Arbeit zu lösen ist. Es gehört hier auch nicht her, weil's keine Sucht ist, aber ich sehe erstaunliche Parallelen...


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Fletcher_Christian
Beitrag 19.06.2004, 23:11
Beitrag #116


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Hi Olaf!

Wer wird denn gleich mit Steinen werfen? smile.gif

Du stellst ein paar begründete Argumente in den Raum die nicht aus der Luft gegriffen sind. Ich denke nur, dass Du einige Schlussfolgerungen ziehst, die so (für die meisten süchtigen Menschen) nicht zutreffen.

Beispiel:

Zitat (Olaf)
"Warum ich damit angefangen habe ? Ist mir erstmal egal, Hauptsache es geht so nicht weiter."


Nehmen wir mal beispielhaft einen ernstlich Abhängigen (ob Heroin oder Alkohol oder... ganz egal), kurz vor dem endgültigen sozialen Absturz: vorbestraft, Führerschein weg, verschuldet bis über beide Ohren, Job in Gefahr, wenn nicht schon den Bach runter. Schlechtes Gewissen gegenüber der Familie und dem Freundeskreis - sofern noch vorhanden. Die Droge hat praktisch kein Selbstwertgefühl übrig gelassen, der köperliche Zustand ist katastrophal.

Die Existenz eines solchen Menschen steht auf der Kippe.

(Ich meine damit übrigens nicht mich, auch wenn das Meiste dessen was ich aufgelistet habe, damals auf mich zugetroffen hat.)

Wer nun jedenfalls an diesem Punkt angekommen ist, steht nur noch vor der Frage: "Weitermachen oder nicht?" Das "Warum habe ich angefangen" ist in diesem Stadium wirklich völlig egal. Am wichtigsten ist tatsächlich: "Hauptsache es geht so nicht weiter."

Kurz vor, während oder kurz nach einem Entzug ist man gar nicht fähig, sich sinnvolle Gedanken über die Ursachen seiner Sucht zu machen. Dafür fehlen ganz einfach die Kraft und ein gesundes Urteilsvermögen. Die Person, die man nüchtern war und wieder werden kann, ist noch meilenweit entfernt. Man hat in dieser Anfangszeit mehr als genug damit zu tun, sein Leben wieder in die Bahn zu bekommen und den Anforderungen des Alltags gerecht zu werden. Frühestens wenn das geschafft ist, hat man eine ernsthafte Chance, die Gründe für seine Sucht aufrichtig zu hinterfragen und daran zu arbeiten.

Das allerdings muss man so bald wie möglich tun. Sonst läuft man wirklich Gefahr, wie von Dir beschrieben, nur die Symptome der Sucht zu unterdrücken. Wer das tut, hat auf Dauer keine Chance auf ein glückliches Leben. Es mag einzelne Exemplare von Süchtigen geben, denen es ausreicht, sich mit Gewalt zum Verzicht zu zwingen. Ob das wirklich die richtige Medizin ist, bezweifle ich aber sehr stark. Wer es auf diese Weise versucht, lädt sich eine doppelte Last auf, die immer schwerer wird. Das wäre ein sinnloses und sehr gefährliches Verhalten. Irgendwann wird der innere Druck zu groß und man gibt nach - auf die eine oder die andere Weise.

Zitat (Olaf)
Ich denke, ohne den eigentlichen Initialzünder zu erkennen und sich bewußt zu machen, wird man als Ex-Abhängiger niemals wirklich davon loskommen und immer in der Gefahr eines Rückfalls schweben.


Einerseits sind wir uns hier wieder einig: Nur wer sich seinem Dämon stellt, kann ihn auch im Zaum halten, ihn auf Dauer vielleicht sogar bändigen. Ein Stückchen weiter hinten unterscheiden sich unsere Meinungen wieder. Ein Abhängiger kann durchaus von seiner Abhängigkeit loskommen. Mit der Gefahr eines Rückfalles wird er aber immer leben. Diese Gefahr wird zwar mit der Zeit immer kleiner, gänzlich verschwinden wird sie aber in den seltensten Fällen. Da mag man sich noch so intensiv mit den Gründen für seine Sucht beschäftigt haben.

Zitat (Olaf)
Problematisch ist, das in der Regel es keinen genau definierbaren Punkt gibt, an dem man sagen kann "hier, genau hier, am 10.4.86 um 9:26 Uhr, ging es los"


Das sehe ich vollkommen anders. Der Zeitpunkt, wann genau ein Missbrauch in die Sucht übergegangen ist, hat keine Bedeutung. Höchstens vielleicht, dass er als Indiz für die Ursachenforschung dienen kann. Aber auch das bezweifle ich. Vielleicht hast Du ja ein Argument, dass meine Meinung zu dieser Frage widerlegt?

Schwierig wird es hier:

Zitat (Olaf)
Ich lese hier, das die Betroffenen sich mit klarem Kopf nach dem Entzug brutal ins Leben stürzen und es stellenweise komplett umkrempeln - arbeiten bis zum Umfallen, neue Beziehungen im Leben etc. Doch ist das nicht eigentlich nur eine Art Verdrängung ? Man stürzt sich von einem extrem ins nächste, was nach aller Erfahrung nicht wirklich funktioniert. Besonders Stefan schreibt ja, das der Frust nach anfänglichen Erfolgen wieder drastisch zunimmt und Erinnerungen wach werden.

Ist das nicht ein Zeichen für einen beinahe-Fehlschlag ? Das Unterbewußtsein wird wieder lauter - wie lange hält der Verstand noch dagegen ?


Vom obigen Zitat fühle ich mich ganz persönlich angesprochen. Deshalb will ich erst einmal ein paar offensichtliche Missverständnisse ausräumen:

Eine neue Beziehung habe ich nie erwähnt. Meine jetzige Lebensgefährtin habe ich erst nach meinem Entzug kennen gelernt und wir sind nach wie vor zusammen. Außerdem ist es nicht so, dass meine jüngsten Frusterlebnisse in meiner Drogenvergangenheit begründet liegen. Beruflich gesehen hatte ich ein recht erfolgreiches Jahr. Mein Problem besteht eher darin, dass ich mir mangels Erfahrung mit Beginn meiner Selbständigkeit ganz einfach zu viel zugemutet habe. Mein Problem liegt eher im ständigen Termindruck, als im Niedergang meiner beruflichen Existenz.

Der Job ist nur einer der Gründe für meine Schwierigkeiten der letzten Zeit, sicher aber nicht der einzige. Ich dachte, ich hätte das einigermaßen ausführlich beschrieben. Falls ich mich da unklar ausgedrückt haben sollte, täte mir das Leid. Werde mir meine Postings nochmal kritischen Auges zu Gemüte führen dry.gif

Ich will übrigens auch gar nicht ausschließen, dass suchtrelevante Erlebnisse aus der Vergangenheit - egal ob die Drogen"karriere" selbst oder deren Ursachen - Krisen auslösen oder zumindest dazu beitragen können. Für meine jüngsten Erlebnisse würde ich das allerdings ausschließen.

Desweiteren kann von Verdrängung keine Rede sein. Ich persönlich habe während der letzten Krise versucht, meine Lebensumstände zu ändern, um eben diese Frusterlebnisse auszuräumen, die meinen Suchtdruck wieder an die Oberfläche gebracht haben. Ich lehne auch mal einen Auftrag ab, ich nehme mir wieder mehr Zeit für mich selbst und für meine Freundin, ich laufe wieder und - nicht zuletzt - ich arbeite meine Geschichte hier in diesem Thread auf. Das alles ist eine Art Selbsttherapie, die mich einen großen Schritt weiter gebracht hat.

Außerdem halte ich meine Sucht keineswegs allein verstandesmäßig unter Kontrolle. Da spielen viele Faktoren eine wichtige Rolle. Ein Beispiel ist die Tatsache, dass ich weitgehend alleine wieder auf die Beine gekommen bin und nicht zu den > 90 Prozent Derjenigen Junkies gehöre, die es nie packen werden. Darauf bin ich stolz und dieses Gefühl will ich nicht verlieren. Würde ich jetzt wieder anfangen, wäre dieser Stolz (von mir aus auch gerne Überheblichkeit, mir egal, solange es mir hilft wink.gif ) unwiederbringlich dahin. Ist wie mit dem Zigarettenrauchen: Ich habe mir gesagt: "Man kann nur ein Mal aufhören, beim zweiten Mal ist es schwerer und nicht mehr so viel Wert." Das klappt seit zweieinhalb Jahren ganz hervorragend (das mit den Zigaretten). Weitere emotionale Gründe, die mir helfen, sind meine Familie, meine Lebensgefährtin, meine Familie, meine Hobbys und der berufliche Erfolg. Dass diese Gründe teilweise auch mit Druck verbunden sind, will ich nicht leugnen. Ich meine aber, dass das eine gesunde Art von Druck ist.

Mein persönliches Fazit: Das Verlangen nach der Droge macht sich in jedem Süchtigen immer wieder bemerkbar. Das ist ganz normal und noch lange kein

Zitat (Olaf)
beinahe-Fehlschlag


Im Gegenteil: Jedes Mal, wenn man eine Krisensituation und den unvermeidlichen Suchtdruck ohne Rückfall gemeistert hat, ist man wieder ein bisschen stärker geworden. Beim nächsten Mal (und es wird kommen...) kann man auf dieses Erfolgserlebnis zurückgreifen - und ist besser gewappnet als zuvor.

Noch was: Kritische Postings wie das von @Olaf und @Tnixm finde ich keineswegs unangebracht. Wer meine Motive und meine Art mit meiner Sucht umzugehen, anzweifelt, zwingt mich zum Nachdenken. Manchmal kommen so ganz neue Aspekte zu Tage, die ich so noch nicht bedacht hatte. Das kann durchaus hilfreich sein, auch wenn es mich manchmal im ersten Moment ärgert.

Schöne Grüße

Stefan wavey.gif
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Fletcher_Christian
Beitrag 20.06.2004, 01:50
Beitrag #117


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Nochmal @ Olaf:

Du fragst (zwar nicht mich blushing.gif ):

Zitat (Olaf)
Wie bringt man das Unterbewußtsein endlich dazu, mit dem Terror aufzuhören (wenigstens bis zu einem erträglichen Maß) ?


Wenn das jemand wüsste - noch dazu ohne den Grund für diesen "Terror" zu kennen - dann würde er auf einen Schlag sämtliche Psychiater arbeitslos machen.

Es gibt viele Methoden, mit sich, wenigstens annähernd, ins Reine zu kommen. Nur sind die Menschen eben sehr verschieden. Der Eine macht vielleicht Yoga, der Nächste läuft Marathon, wieder ein Anderer fühlt sich vielleicht im Beichtstuhl gut aufgehoben.

Wie Du allerdings Deinen Frieden mit Dir selbst machen möchtest, gleichzeitig aber jede hier aufgezählte Methode für ungeeignet erklärst, ist mir schleierhaft.

Sicher hast Du Recht, wenn Du sagst, dass sich die Ex-Abhängigen hier im Thread vom einem Extrem ins nächste stürzen. Aber mal ehrlich - je unangenehmer eine Erfahrung war, desto größer wird der Abstand sein, den man zwischen sich und die Ursache dieser Erfahrung bringen möchte. Vor allem dann, wenn diese Erfahrung auch nach Jahren noch eine unheilige Anziehungskraft entfalten kann.

Gute Nacht!

Stefan
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Tnixm
Beitrag 20.06.2004, 08:40
Beitrag #118


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absolutes Kompliment an Stefan und Doc !

Klasse für mich zu lesen, daß wir trotz des oft mißverständlichen "System geschriebenes Wort" im Grunde einer Meinung sind :

1. Schritt : den Kreislauf des Konsums unterbrechen !
2. Schritt : Und jetzt beginnt die eigentliche Arbeit, eine echte innere Inventur...was ist mit mir los ? Was veranlasst mich so und nicht anders zu handeln, denken, reagieren ?

Und für mich ist es absolut NICHT ausreichend lediglich Suchtmittelvermeidungsstrategien zu entwickeln.

Also mir NUR zu überlegen was ich statt saufen noch machen kann....(Laufen, Arbeit,....)
Das ist auch wichtig, ganz klar-ich muss das Loch, das das Suchtmittel hinterlässt füllen !!

Aber ich muss mich auch soweit kennen, dass ich weiß, wann ich das tuen muss und warum.

Für mich ist auch der grund warum ich damals in die Sucht geriet nur in zweiter Liniie wichtig.

Wichtig ist für mich zu erkennen warum mich meine eigene Persönlichkeitsstruktur zu einem gefährdeten menschen macht.

Damit habe ich für mich dann zwei Möglichkeiten: einmal kann ich zukünftige gefährliche Situationen Zustände im voraus meiden, zum anderen kann ich damit beginnen die Dinge an meiner Persönlichkeit zu ändern, die mich zu potentiell gefährdeten machen.

Das braucht aber verdammt viel Zeit, es geht sehr, sehr langsam - deswegen sind während dieser zeit auch verdrängungen absolut legitim und nützlich ! (Für mich !)

Ähnlich dem Bild/Vergleich nach einem komplizierten Beinbruch: ich muss wieder laufen lernen, dazu sind erstmal Krücken erlaubt....ich muss nur wissen, dass ich die auch irgendwann mal weglegen muss, ich darf mir also nicht ´ne Krücke schnappen und sagen.: so ich kann mich wieder bewegen, das reich, ich mach nix weiteres....

Ich weiß, ich weiß, auch dieser Vergleich hinkt wink.gif

Und nochmal Danke @all, der Thread tut mir gut !


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 20.06.2004, 08:42
Beitrag #119


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Guten Morgen, Stefan wavey.gif !
Das meiste was ich mir auf Olafs Posting hin schreiben wollte, kann ich mir ja nun sparen, denn Du hast es inzwischen schon gesagt und teilweise viel treffender ausgedrückt als ich es je gekonnt hätte.

@ OlafSt:
Dein Vergleich mit der Lungenentzündung
Zitat (OlafSt @ 19.06.2004, 12:05)
...Wie bei einer Lungenentzündung:

- Nasenspray gegen den Schnupfen
- Saft gegen den Husten
- Aspirin gegen das Fieber
- Sauerstoffmaske für die Probleme beim Atmen

Funktioniert eine Weile, schlußendlich aber bringt die Lungenentzündung dich um.
hinkt zwar fürchterlich, aber genauso hat es vor einem Jahr ein Bekannter gemacht (übrigens auch ein Ex-Alkie…). Nur ist er nicht dran krepiert, sondern seine Frau hat ihn gerade noch rechtzeitig zum Hausarzt geschleift. Von dort aus ging’s mit Tatütata direkt ins Krankenhaus, wo er viele Wochen bleiben durfte.

Das Beispiel hinkt deshalb:
Bei der Lungenentzündung ist die Lungenentzündung die Krankheit, Husten, Atemnot und Fieber sind nur Symptome; bei einer Sucht ist die Sucht selbst die Krankheit, und es ist für einen Alkoholiker zu allererst mal wichtig, keinen Alkohol mehr zu trinken. Warum er keinen mehr trinkt ist dabei zunächst mal zweitrangig.

Nach meiner Einschätzung gibt es nur ganz wenige Menschen, die zuvor „normal“ sind und dann durch verschlechterte Lebenssituation (Arbeitslosigkeit, Dauerstress in der Partnerschaft) PLÖTZLICH zum Säufer werden.

Ganz anders ist es bei einem Menschen, der vorher schon abhängig oder zumindest gefährdet war: Für den ist es nämlich selbst unter idealen Lebensvoraussetzungen verdammt schwierig, die Kurve zu kriegen,und wenn sich die Umstände verschlechtern, ist es fast unmöglich. Ich habe weiter oben schon mal gepostet, was mir mein Doc in der Klinik dazu gesagt hat:
Zitat
So hat er versucht, uns klar zu machen, dass wir zwar bei ihm in der Klinik relativ gut ohne Alkohol klarkommen, dass das aber „draußen“ nur klappt, wenn wir die Lebensumstände, die zum Suff geführt haben, radikal ändern.

Wenn zum Beispiel bisher ein Verein, in dem vorwiegend gesoffen wird, der Lebensmittelpunkt war, muss man sich dringend ein anderes Umfeld suchen. „Raus aus dem Schützenverein, raus aus der freiwilligen Feuerwehr!" (pardon, Chris, DEIN Laden war natürlich nicht gemeint…).

Mit „zum Suff geführt“ meine ich nicht die Umstände, die die Abhängigkeit URSPÜNGLICH AUSGELÖST haben, sondern die Umstände, die einen IMMER WIEDER zum Saufen verleiten.

Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass ich mit dem mit dem Nicht-Mehr-Trinken zwar einige Probleme weniger habe, aber dass damit längst noch nicht alle Probleme gelöst sind.

Wichtig ist, das man nicht nur "nicht mehr trinkt", sondern dabei auch noch LEBT.
Ich habe meinen Beruf, meine Frau (auch selbständig) hat ihre Firma, bei der ich ihr auch noch einiges helfe (EDV-Kram, Steuer-Sachen etc.), dann haben wir noch einen Rest von Privatleben (Freunde etc.). Das alles kostet Zeit. enn ich dann auch noch Zeit dafür brauche, meine Sucht-Probleme AUFZUARBEITEN, muss es dort schon recht effektiv zugehen, sonst handle ich mir durch den Zeitmangel wieder NEUE Probleme ein.

Und beim Laufen kann ich jede Menge aufarbeiten (meditativ). Ein weiteres Stück aufarbeitung passiert übrigens gerade in diesem Moment im Sucht-Forum des Verkehrsportals.

Ich sehe mein Laufen übrigens nicht nur einfac als Ersatz-Droge an ("..dem Alk davonlaufen"), sondern als etwas sehr gesundes, was auch noch Spaß macht. Das Laufen dann auch noch als Antidepressivum (ohne schädliche Nebenwirkungen) wirk, hilft mir dabei auch noch weiter.

Wenn ich längere Zeit nicht mehr laufen kann (Verletzung und anschließende schwere Bronchitishab' ich ja gerade durch, seit ich wieder Laufen kann binn ich VIEL beser drauf), muss ich mich nach was anderem umsehen. Kann sein, dass ich dann Psychopharmaka brauche. So lange ich Laufe, brauche ich sie jedenfalls nicht.

Deswegen: Keep on running!

Doc


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Es gibt Dinge, die muss man glauben, um sie sehen zu können,
und es gibt Dinge, die muss man sehen, um sie glauben zu können.
Und dann gibt es noch ein paar Dinge, die kann man einfach nicht glauben, obwohl man sie sieht!
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Tnixm
Beitrag 20.06.2004, 08:42
Beitrag #120


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sorry, wegen meiner unzähligen Tippfehler- das geht mir immer so, wenn ich bewegt bin und dann tippen will blushing.gif


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OlafSt
Beitrag 20.06.2004, 12:34
Beitrag #121


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@all: Ich dachte mir schon, das ich "mit dem Knüppel" kriegen würde wink.gif Wenn ich also jemandem zu nahe getreten bin, bitte ich das zu entschuldigen. Es waren alle zugleich angesprochen, nicht einer oder zwei hier aktive. Ergo waren verschiedene Aussagen zusammengewürfelt - so, wie ein Außenstehender das beim lesen auch empfinden würde.

Sinn meiner Provokation ist letztendlich das Herausarbeiten dreier Tatsachen:

- Wirklich los wird man seine Sucht nie - selbst nach geraumer Zeit. Dies ist ein Handicap, das man für den Rest seines Lebens hat.

- Sie in den Griff zu bekommen, erfordert größere Umstellungen, als man denkt. Und man sollte vielleicht Dinge tun, die zunächst unangenehm erscheinen - sich hier zu "outen" gehört dazu.

- Sie im Griff zu halten erfordert wesentlich mehr als man denkt. Reine Vermeidungsstrategien führen schnell wieder in die Sucht zurück. Dazu auch das Beispiel mit der Lungenentzündung: Vermeiden des Arztbesuches ist tödlich. Vermeiden aller Gesellschaftlichen Anlässe (weil dort ja getrunken wird) treibt einen wieder zurück zum Alk. Ähnliches gilt für den Alltag, von dem man sich schnell "einlullen" läßt.

Mein Post ist im übrigen zeitlich geraume Zeit NACH dem Entzug einzuordnen - wenn also eigentlich alles in normalen Bahnen verläuft. Direkt nach dem Einschlag, da stimme ich vorbehaltlos zu, hat man andere Probleme.

@Stefan:

Ich weiß, wer im Glashaus sitzt... wink.gif

Zitat
Das sehe ich vollkommen anders. Der Zeitpunkt, wann genau ein Missbrauch in die Sucht übergegangen ist, hat keine Bedeutung. Höchstens vielleicht, dass er als Indiz für die Ursachenforschung dienen kann. Aber auch das bezweifle ich. Vielleicht hast Du ja ein Argument, dass meine Meinung zu dieser Frage widerlegt?


Ich sehe das in etwa so: Kenne ich den ungefähren Zeitpunkt, kann ich mir auch die damaligen Lebensumstände ins Gedächtnis zurückrufen. Und somit zusehen, diese Umstände in Zukunft nicht wieder eintreten lassen.

Ist die Sucht "anerzogen", so wie z.T. bei mir, ist das ganze natürlich unsinnig. Nur erkennen muß man dies - was mir persönlich im übrigen erst gelang, nachdem ich einige Posts hier gelesen habe.

Ansonsten hat @tnixm treffender geantwortet, als ich es könnte smile.gif


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 20.06.2004, 13:46
Beitrag #122


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Zitat (Tnixm @ 20.06.2004, 09:40)
Ähnlich dem Bild/Vergleich nach einem komplizierten Beinbruch: ich muss wieder laufen lernen, dazu sind erstmal Krücken erlaubt....ich muss nur wissen, dass ich die auch irgendwann mal weglegen muss, ich darf mir also nicht ´ne Krücke schnappen und sagen.: so ich kann mich wieder bewegen, das reich, ich mach nix weiteres....

Ich weiß, ich weiß, auch dieser Vergleich hinkt    wink.gif

@ TnixM:
Den "hinkenden Vergleich" mit den Krücken finde ich herrlich rofl1.gif!

Aber er hinkt tatsächlich, jedenfalls dann, wenn man mein Laufen mit einem Paar Krücken vergleicht:

Der Patient mit dem komplizierten Beinbruch freut sich zuerst, wenn er sich nach einer langen Bett-Phase wieder an Krücken bewegen kann, aber irgendwann will er auch wieder ein "normales" Leben führen, also ohne Krücken spazierengehen, dann wieder joggen und nach einem Jahr womöglich wieder mit vollem Einsatz Fußball spielen.

Das kann der Alkie sich von vorn herein abschminken. Ein "normales Leben" mit gelegentlichen feuchtfröhlichen Feten oder auch nur dem einen einzigen Glas Sekt mit der Partnerin in der Neujahrsnacht ist ein- für allemal tabu!

Im Gegensatz zum gebrochenen Knochen, der bei guter Behandlung irgendwann mal wieder zusammenwächst, können sich nach dem Suff zwar die Leber und das Gehirn mit etwas Glück weitgehend regenerieren, aber die Sucht selbst (mit fast 100%iger Rückfall-Garantie auch bei kleineren "Ausrutschern") bleibt lebenslang bestehen.

Und jetzt ist die Frage, was bei einem frisch trockengelegten Alkie "die Krücke" ist.

Für mich war "die Krücke" in den ersten Wochen nach der Klinik die absolute Vorsicht, nicht nur von mir, sondern auch von meiner Frau (kein Alkoholgenuß in meiner Gegenwart, keine angebrochenen Weinflaschen im Kühlschrank, die ich nachts "versehentlich" nach alter Gewohnheit leermachen könnte etc. etc.).

Diese "Krücke", die meine Lebensqualität daduch beeinträchtigte, dass sie mir ein schlechtes Gewissen machte, habe ich so bald wie möglich abgelegt. In meiner Gegenwart kann inzwischen jeder trinken was er will, und bei meinen Feten kaufe ich auch die Getränke ein! Und ich bringe meinen Freunden auch nach wie vor von meinen zahlreichen Auslandstouren häufig alkoholische Spezialitäten mit. Ich sage nur immer dazu: "Ich weiß nicht, ob's schmeckt; ich habe nichts probiert."

Die "Krücke", dass ich bei Feten statt Bier Apfelschorle trinke und im Restaurant den Wirt frage, ob auch kein Alkohol in der Sauce ist, werde ich dagegen niemals ablegen können. Das ist nun mal der Preis für 35 Jahre Alkohol...

Und wenn man ausgerechnet meinen Marathon als "Krücke" bezeichnet, ist das schon wieder lustig wink.gif .

Aber im Ernst: Ich laufe nicht jeden Sonntag einen Marathon (viel zu hohes orthopädisches Risiko in meinem Alter; da würde ich wirklich bald an Krücken gehen!). Marathon ist für mich 2 - 3 mal im Jahr, und das Training (zwischen 40 und 80 km pro Woche) ist nicht - nur für Ex-Säufer, sondern auch für fast alle anderen - sehr gesund! Ich hätte 30 Jahre eher damit anfangen sollen!! (Obwohl: Gesoffen hätte ich wahrscheinlich trotzdem).

Mit dem Laufen an sich habe ich übrigens nicht erst nach meinem Entzug angefangen, sodern schon einige Jahre vorher in der psychosomatischen Klinik. Nur laufe ich seit meinem Entzug wesentlich regelmäßiger.

Doc

P.S. Dann gibt es noch so kleine Ersatz-Süchte: Ich habe manchmal Phasen, wo ich glaube, viel Koffein und viele Süßigkeiten zu "brauchen". Den Grund für solche Anfälle habe ich weiter oben mal gepostet:
Zitat
„Sie haben bisher ziemlich viel Alkohol getrunken und damit Ihrem Körper damit u.a. viele sehr leicht zu erschließende Kohlenhydrate zugeführt. Das verlangt er auch weiterhin! Ihr Körper bekommt jetzt mit dem weißen süßen Zeugs ebenso viele leicht zu erschließende Kohlenhydrate, damit er nicht ganz so laut nach Alkohol schreit.“ (Das ist jetzt über zwei Jahre her, aber ich habe immer noch manchmal Phasen, wo ich statt Mittagessen einen Fünferpack Mars und einen Liter Cola weghaue).
Das mag manchmal auch schon in Suchtverhalten ausarten, aber wenn ich merke, dass es Überhand nimmt (die Waage ist unbestechlich wink.gif ) kann ich ganz einfach sagen: "So, dieser Liter Cola wird noch ausgetrunken und dieser 5er-Pack Mars noch alle gemacht, und dann ist erst mal für ein paar Wochen Schluß damit. Im Gegensatz zum Alk hat das bei meiner "Krücke" Cola & Mars bisher immer geklappt.

So, schönen Sonntag noch wavey.gif


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Tnixm
Beitrag 21.06.2004, 16:28
Beitrag #123


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Zitat
Das kann der Alkie sich von vorn herein abschminken. Ein "normales Leben" mit gelegentlichen feuchtfröhlichen Feten oder auch nur dem einen einzigen Glas Sekt mit der Partnerin in der Neujahrsnacht ist ein- für allemal tabu!


@ Doc

ich weiß nicht so recht......?? es hat zwar lange gedauert aber ich sehe mein leben unterdessen doch als ganz normal an, und bin froh darüber !

Wenn ich auf Feiern bin kann ich bewusster lustig sein als viele andere "mit"- ok, ok wenn ich hier so zu diesem Thema schreibe mag sich das nicht so lesen wink.gif

Aber dem ist so, und wenn ich meiner freundin in der Silvesternacht Honig in den Bauchnabel tropfen lasse statt Sekt - dann kommt das besser als ich je dachte ! Allein der Klebeeffekt sorgt für mehr Witz und Esprit als der profane Schampus- ehrlich !

Aber da sind wir ja wieder beim Thema es ist entscheidend was ICH daraus mache, und welche Kompensationsstrategien ich entwickle.
Mir ist es glücklicherweise gelungen mein Leben nicht mehr als "unnormal" zu empfinden !

Na, und klar kommt der "Krückenvergleich" bei Dir als Läufer besonders dahergehinkt......

Aber es ist schon so, dass ich nicht mit einer Sache alleine kompensieren möchte, das heisst die Zeit die ich früher mit saufen, und der Be- und Entsorgung von Flaschen verbracht habe ( und das war viieel Zeit) versuche ich mit den verschiedensten Dingen zu füllen - ist für mich besser !

Aber wie gesagt dafür habe ich auch lange gebraucht...und bin noch längst nicht fertig.

mein Ziel ist es letztendlich mich selbst zu mögen, die meiste Zeit jedenfalls, und das unabhängig davon was ich gerade sportlich, beruflich oder partnerschaftlich geleistet habe.

Mich dennoch mögen, weil es auch zu mir gehört, wenn ich Mist gebaut habe, das ist mein Ziel, nicht den Mist mit Alk, laufen, sonstwas wegzuballern.

Versteh mich nicht falsch....Hut ab vor Marathon das ist super ! Es hilft ! Es ist gesund ! Aber für einen Süchtel ist es eine Krücke ! Wenn ich das wei? und sie gezielt einsetze : Null Problem, das ist absolut legitim.

Ich rudere und fahre Rad( 40km rudern 150km radeln p.W.), also auch schon etwas mehr als der Durchschnitt.

Aber wenn ich wie die letzten drei Wochen wegen Krankheit nicht kann, was solls, ....habe verdammt viele supergute Bücher gelesen, tolle Modelle gebastelt etc... und ich war zufrieden !
Nicht immer glücklich, ne, aber zufrieden - mit MIR


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 10.07.2004, 09:00
Beitrag #124


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Hallo allerseits wavey.gif .

In diesen Thread „verirren“ sich zur Zeit täglich ein paar Leute, aber seit fast 3 Wochen hat NIEMAND mehr einen Wortbeitrag geliefert. Sollten wir unsern Thread etwa totgequatscht haben huh.gif?

Das möchte ich nicht so einfach hinnehmen und liefere deshalb einen weiteren Beitrag, über den man diskutieren kann.

Wir unterhielten uns in den vorausgegangenen Beiträgen über Ersatzbefriedigungen als „Krücke“. Aber warum haben trockengelegte Alkies plötzlich andere Angewohnheiten, neue Hobbies, in die sie sich mit aller Kraft reinstürzen, einen neuen Job etc. etc.?

Aus Sicht des gerade erst trockengelegten Alkies gibt es ein Ziel, das gegenüber anderen Plänen und Wünschen den absoluten Vorrang hat: „Nicht wieder rückfällig werden“. Und wenn der Alkie dann womöglich 5 oder 10 Jahre „trocken“ geblieben ist, gibt es immer noch das eine Ziel: "Nicht wieder rückfällig werden".

Es ist zwar jeder Mensch anders, aber viele Alkies haben eins gemeinsam: eine – durch die Sauferei anerzogene - ziemlich niedrige „Frustrationstoleranz“. Das kann daher kommen, dass halt früher immer „ein Grund zum Saufen“ gesucht wurde, und wenn es einem mal schlecht ging, gab’s zum Trösten einen Schnaps. Und der fehlt jetzt!

Versetzen wir uns doch mal in die Lage eines Mittvierzigers, wie er häufig vorkommt: Sein Job ist langweilig, der Chef und/oder die Kollegen sind ätzend und Aufstiegschanchen sind gleich null. ABER: Der Job ist sicher, wird einigermaßen ordentlich bezahlt, ist mit vertretbarem Aufwand erreichbar; man hat Familie und ein Haus mit Garten, das noch abbezahlt werden muss. Ein anderer Job mit gleichen Vorzügen für die Familie ist momentan nicht in Sicht.

Im Normalfall wird unser Mittvierziger das tun, was viele „Leidensgenossen“ auch tun: Er wird sich mit der Arbeit irgendwie arrangieren, unlustig hingehen, auf den Feierabend, das Wochenende, den Urlaub, den Ruhestand warten und sich am Haus und an der Familie erfreuen.

Für den Alkoholiker könnte das aber gefährlich werden. Egal warum er ursprünglich süchtig geworden ist, seine Frustrationstoleranzschwelle ist im allgemeinen niedriger, und die Gefahr, dass er allein durch diese unbefriedigende Berufs-Situation rückfällig wird, ist größer als die Gefahr, dass ein Nicht-Trinker dadurch das Trinken anfängt. Und wenn dann noch das, wofür er den ganzen Frust auf sich nimmt (familiäres Umfeld oder so) aus irgendeinem Grund ins Wackeln kommt, wird’s SEHR gefährlich für ihn.

Positiv ausgedrückt: Durch den Gedanken an einen drohenden Rückfall wird man eventuell in der Job-Frage bedeutend mutiger („Ich such’ mir was anderes. Besser ein größeres Risiko im Job als wieder saufen.“).

Bei mir lief das ganze nach meinem psychischen K.O. übrigens genau umgekehrt:
- Erst den Job gewechselt (selbständig gemacht);
- dann die Partnerschaft „repariert“,
- als ich merkte, dass beides wieder anfing, den Bach runterzugehen: Mit Saufen aufgehört.

Wobei keiner der 3 Punkte abgeschlossen ist: Den selbständigen Job machen, die Partnerschaft aufrecht erhalten und nicht wieder saufen sind alles Dinge, an denen man ständig arbeiten muss.

Zitat (Tnixm @ 21.06.2004, 17:28)
mein Ziel ist es letztendlich mich selbst zu mögen, die meiste Zeit jedenfalls, und das unabhängig davon was ich gerade sportlich, beruflich oder partnerschaftlich geleistet habe.

Mich dennoch mögen, weil es auch zu mir gehört, wenn ich Mist gebaut habe, das ist mein Ziel, nicht den Mist mit Alk, laufen, sonstwas wegzuballern.

@ TnixM
Ich verstehe zwar, was Du damit meinst, aber mit Formulierungen wie „mich selbst mögen“ etc. habe ich meine Probleme. Deshalb würde ich es mal so ausdrücken:

Ich kenne sowohl meine Stärken als auch meine Schwächen. Man kann & muss zwar immer an sich arbeiten, aber manche körperlichen oder geistigen Defizite kann man nun mal trotzdem kaum beeinflussen. Ich fühle mich nicht „verfolgt“ und vermute keinerlei „Verschwörung“ gegen mich, ich „hasse“ mich nicht wegen meiner Defizite, aber ich „liebe“ mich auch nicht wegen meiner Vorzüge. Ich gehe zwar mit meinen Arbeitsleistungen manchmal etwas übertrieben selbstkritisch um, aber ansonsten halte ich mich für relativ normal und möchte mich nicht von einem Psycho „umerziehen“ lassen.

Und um auf Deine Krücken-Analogie zurückzukommen: Auch Psychotherapie kann manchmal zur Sucht werden, und wenn meine „Ersatzbefriedigung“ Laufen ein „an Krücken gehen“ ist, dann bedeutet für mich der regelmäßige Besuch eine Psychiaters „am Tropf hängen“. Das gleiche gilt für manche Gesprächsgruppen.

Gut, auch dieser Tread ist letztlich nichts anderes als eine (offene) Gesprächsgruppe, aber ich habe ihn nicht eröffnet, um mich regelmäßig jeden Montagabend auszuweinen oder selbst zu beschimpfen, sondern diese Idee des Erfahrungsaustausches tauchte irgendwann in einem anderen Thread auf und ich fand sie in dem Moment einfach gut und habe sie deshalb aufgegriffen.

Und ich finde sie immer noch gut.


Doc


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Es gibt Dinge, die muss man glauben, um sie sehen zu können,
und es gibt Dinge, die muss man sehen, um sie glauben zu können.
Und dann gibt es noch ein paar Dinge, die kann man einfach nicht glauben, obwohl man sie sieht!
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ulrike
Beitrag 10.07.2004, 14:35
Beitrag #125


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[Aber warum haben trockengelegte Alkies plötzlich andere Angewohnheiten, neue Hobbies, in die sie sich mit aller Kraft reinstürzen, einen neuen Job etc. etc.?]

Also, Alkie war ich glaube ich nicht, aber möglicherweise auf dem Weg dahin...
Ich glaube gar nicht mal, daß man auf einmal den Zwang hat, sich irgendwie
anders zu beschäftigen, laufen, schwimmen etc. , jedenfalls bei mir ist es schlicht und einfach so, daß ich, seit ich keinen Alkohol mehr trinke, tatsächlich einfach viel mehr Energie habe!! Wenn ich sonst mittags schon mal meine 2 oder 3 Gläser Sekt getrunken habe, hatte ich schlichtweg auch keine Lust mehr irgendetwas zu tun außer halt mal für 'ne Weile auf's Sofa zu gehen und '2 für Kallweis' oder sonst irgendeinen Mist zu gucken! Jetzt bin ich einfach viel energiegeladener und deshalb tue ich halt andere Dinge für die ich sonst viel zu schlapp und müde war.
Also, langer Rede kurzer Sinn: Alkohol trinken zieht einem einfach viel Kraft ab,
die man halt wenn man nicht mehr trinkt wieder einsetzen kann für andere Dinge.
Liebe Grüße von Ulrike wavey.gif
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ulrike
Beitrag 10.07.2004, 14:42
Beitrag #126


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@ doc
Ach so, ganz vergessen, ich finde diesen Thread auch gut smile.gif smile.gif
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ulrike
Beitrag 12.07.2004, 15:41
Beitrag #127


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So, schon wieder ich blushing.gif Habe heute meinen Frustabladetag!!!
Kurz zur Erläuterung: Bin jetzt doch dabei, auf eine Sperrfristverkürzung hinzuarbeiten und finde es megapeinlich, irgendwo beim Amt anzurufen und gefragt zu werden, wieviele Promille man denn hatte!! Ich fühle mich dann wie eine Verbrecherin und werde glaube ich sogar am Telefon rot. sad.gif Na gut, verstärkt vielleicht ja so ein bißchen die heilsame Wirkung.
Gruß Ulrike smile.gif
P.S. Bin ich hier jetzt eigentlich Alleinunterhalterin? Wird dieser Thread so selten gelesen oder sind meine Beiträge zu 'dämlich' unsure.gif
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Joschi
Beitrag 12.07.2004, 16:50
Beitrag #128


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Hallo Ulrike, nein Alleinunterhalterin bist Du nicht.
Ich z.B. wäre froh, wenn ich endlich eine Arbeit finden würde, aber ohne FS ists halt doppelt schwer.
Was soll man da machen crybaby.gif


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Stell Dir vor, Du bist die Sonne und die Traurigkeit wirft einen Wolkenbruch nach Dir. Würdest Du deshalb etwa erlöschen?
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Doc aus Bückeburg
Beitrag 12.07.2004, 17:12
Beitrag #129


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Zitat (ulrike @ 12.07.2004, 16:41)
...sind meine Beiträge zu 'dämlich' unsure.gif

Sindse nich, Ulrike!

Ich hatte mich in diesem Thread die letzten paar Wochen etwas zurückgehalten, weil ich das, was ich VON MIR AUS mitteilen wollt, inzwischen geschrieben habe. Für eine komplette „alkoholische Autobiographie“ fehlt vielleicht noch das eine oder andere Kapitel von mir, aber das ist in diesem Zusammenhang nicht so wichtig.

Deshalb beantworte ich im Moment hier nur Fragen oder gebe zum einen oder andern Post einen Kommentar ab. Aber längst nicht zu jedem.

Ich fände es aber ganz gut, wenn sich noch mehr Leute hier einfinden würden. Es tut zwar ganz gut, dass von den nicht betroffenen Mitlesern keine Anfeindungen, sondern überwiegend Bravo-Rufe kommen; aber noch besser täte es uns, wenn noch einige weitere hier ihre eigenen Erfahrungen einbringen würden.


Zu Deinem Thema „PEINLICH“:

Früher habe ich das geglaubt, was wohl fast alle Trinker glauben (männliche Wesen sind da noch schlimmer als Frauen): Ein toller Typ trinkt viel, kann aber auch viel vertragen. Wer dagegen dauernd besoffen ist („also ein Alkie“), der ist ein Versager.

Entsprechend groß war daher naturgemäß anfangs meine Angst, mich zu „outen“. Ich habe dann aber sehr schnell die gegenteilige Erfahrung gemacht: Wenn ich sage „Ich trinke keinen Alkohol“ und dabei einigermaßen cool und locker wirke, ernte ich eher Respekt als Ablehnung.

Im Moment sehe ich das so, dass ich nicht durch meine Alkohol-Abhängigkeit zum „Versager“ gestempelt wurde, sondern in den Augen der anderen erst dann einer wäre, wenn ich jetzt wieder das Saufen anfangen würde. Und von daher ist es für mich auch eine Art Selbstschutz, wenn ich vielen Leuten sage, dass ich keinen Alkohol trinke. Allein der Gedanke, dass mich dann womöglich mal einer bei einem Glas Bier erwischt, ist mir sooo peinlich, dass es richtig abschreckend wirkt…

Bei Dir als Frau mag es etwas anders sein. Bei Frauen gehört es nicht unbedingt dazu, sich im Kreise von Freundinnen öffentlich zu besaufen und lauthals rumzugröhlen. Wenn Frauen sich regelmäßig zuschütten, dann eher allein zu Hause, damit es keiner sieht. Ich kenne eine, die blieb beim Frauen-Stammtisch nüchtern, fuhr dann ihre Freundinnen nach Hause – und trank nach Ankunft erst einmal eine Flasche Sekt auf Ex (Würg!! Könnt’ ich NIE!!!).

Langer Rede kurzer Sinn: Eine Frau, die ein Alkoholproblem hat und dagegen etwas unternimmt, wirkt wegen der hohen „Dunkelziffer“ bedeutend exotischer als ein Mann in gleicher Situation.

Aber sei dem wie ihm will: Du musst da durch!

Doc

P.S. @ Joshi:
Herzlich Willkommen bei uns!
Einen neuen Führerschein können wir Dir auch nicht beschaffen, aber vielleicht Dich mental ein wenig "aufbauen". Und das ist für die Jobsuche fast noch wichtiger als ein Führerschein, glaub's mir!

Also, wenn Du möchtest, schreib doch mal, wie es dazu kam und was Du jetzt unternehmen willst.


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ulrike
Beitrag 13.07.2004, 11:58
Beitrag #130


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@ Doc
Vielen Dank für Deine Reaktion! smile.gif Ist immer interessant zu lesen, was Du so schreibst!!!
Klar, ich muß da selber durch und bin auch selbst Schuld blushing.gif , aber ein bißchen jammern tut manchmal einfach ganz gut!! (Obwohl ich sonst nicht wehleidig bin)
@ Joschi
Kann Dich gut verstehen, bin auch z. Z. arbeitslos (nicht wg. FE-Verlust sondern Insolvenz meines AG) und durch den Führerscheinverlust sehr eingeschränkt.
Kann sowieso nur halbtags arbeiten wg. meiner Kinder und halbtags als Architektin und dann noch ohne Führerschein... Vergiss es!! Aber trotzdem lasse ich mir den Mut nicht nehmen, irgendwie geht's immer weiter, und die führerscheinlose Zeit geht auch vorüber sad.gif Hab' noch 7 lange Monate vor mir und finde es auch total nervig, daß ich für meine Bewerbungen vorher immer noch die Erreichbarkeit durch Bus und Bahn abchecken muß, da kann einem manchmal schon anders werden, was man für ein 'Mehr' an Zeitaufwand hat: z. B. mein Zahnarzt: mit Auto 15 Min., per Fahrrad und Bahn brauche ich 50 Minuten!!! Zurück noch mal das Gleiche!! Ganz schön nervig crybaby.gif
Wie auch immer: Kopf hoch und nicht unterkriegen lassen rolleyes.gif
Liebe Grüße von Ulrike
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Joschi
Beitrag 14.07.2004, 19:37
Beitrag #131


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Hallo Doc, ich bin doch schon ein halbes Jahr Mitglied wavey.gif . Geschrieben habe ich eigentlich alles gleich am Anfang, müsstest es evtl. noch nachlesen können, ich war nur eine Weile nicht im Forum online. wavey.gif Trotzdem Danke für die Aufmunterung.


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Tortenjan
Beitrag 20.07.2004, 14:59
Beitrag #132


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Zitat (Joschi @ 14.07.2004, 20:37)
ich war nur eine Weile nicht im Forum online.

Hast hoffentlich keinen Rückfall gehabt unsure.gif


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errare humanum est
Zitat @mir "In jeder Gruppe gibt es immer so 5% Volltrottel" Zitat @Janus:"§0 StVO: "Man sieht doch, was gemeint ist!""
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Joschi
Beitrag 21.07.2004, 12:11
Beitrag #133


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wavey.gif Nee, nee, ich hab nur andere diverse Sachen zu tun und muss auch ein wenig auf die Rechnung schauen, AOL will ja schließlich auch Geld haben. Ansonsten gehts ganz gut. Suche halt jeden Tag Arbeit, denn ab 1.Januar wirds nicht besser crybaby.gif


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Gast_Jean_*
Beitrag 24.07.2004, 14:05
Beitrag #134





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Hallo Freunde! Ich habe gerade den thread durchgelesen und finde ihn klasse...und hilfreich. Meine Geschichte:Ich habe einen verantwortungsvollen Beruf mit Nachtbereitschaft und bin recht erfogreich.Trotzdem:bis vor einem Jahr habe ich regelmäßig abends eine Flasche Rotwein getrunken und nach Überschreiten der Hemmschwelle auch mehr. Am nächsten Morgen konnte ich meine Arbeit trotz Überhang ausüben: natürlich machten mir Müdigkeit und Reizbarkeit zu schaffen.Meine Kollegen haben wohl nichts gemerkt(?). vor einem Jahr hatte ich dann das Schlüsselerlebnis: einem Freund wurde mit 2,2 Promille der Führerschein abgenommen. Ein paar Tage später ging ich für einen 3-Wochenjob nach Frankreich und blieb während der ganzen Zeit trocken. Zurück in Deutschland habe ich mit den abendlichen Besäufnissen nicht mehr angefangen, und meine Lebensqualität hat sich bedeutend erhöht-genau wie hier im thread beschrieben.
Was mich nun ein bißchen wundert, ist, daß mir dieLösung aus der Abhängigkeit relativ leicht fiel.(besonders wenn man liest, wie viele "Leidensgenossen" viel Geld und Zeit opfern, um trocken zuwerden und zu bleiben). Zum zweiten: wenn ich mit guten Freunden zusammensitze, trinke ich natürlich meinen Wein (einer meiner Freund ist ein ausgewiesener Weinkenner)- und das geht dann durchaus in den Bereich von 1,5 Promille. Was ich in der Zeit meiner freiwilligen Drei-Wochen-Abstinenz gelernt habe, ist, Alkohol von Beruf und Auto komplett zu trennen. Auch trinke ich nie mehr allein- und das kostet gelegentlich einige Überwindung...weil ich häufiger in Frankreich bin, und die Weine sind jeden Lobes wert...
Ich finde die Ausführungen von Doc gut...aber sind sie nicht vielleicht doch ein bißchen sehr streng? Und- verliert man nicht doch ein Stück Lebensqualität ohne einen "guten Tropfen".
Ich bin gespannt auf Eure Antworten und freue mich drauf..

Jean wavey.gif
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Fletcher_Christian
Beitrag 24.07.2004, 21:34
Beitrag #135


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Hallo Jean,

Du schreibst:
Zitat
...ging ich für einen 3-Wochenjob nach Frankreich und blieb während der ganzen Zeit trocken.

Wenn ich das richtig interpretiere, dann warst Du nicht abhängig. (Das ist nicht wertend gemeint, eine Abhängigkeit ist nichts worauf man stolz sein kann. Auch nicht, wenn man sie überwunden hat.) smile.gif

Zitat
Ich finde die Ausführungen von Doc gut...aber sind sie nicht vielleicht doch ein bißchen sehr streng? Und- verliert man nicht doch ein Stück Lebensqualität ohne einen "guten Tropfen".

Nun ist Alkohol echt nicht meine Baustelle, deshalb kann ich das Thema auch nur mittelbar beurteilen. Ich meine aber, dass Doc die Sache sicher nicht zu streng sieht.

Eine überstandene Abhängigkeit braucht eine straffe Leine. Die Sucht bleibt einem nämlich erhalten, auch wenn der Druck mit der Zeit nachlässt (wiederkommt, nachlässt, wiederkommt...) In den meisten Fällen bedeutet der kleinste Rückfall den nächsten Absturz - und das kann dann der letzte gewesen sein.

Wer auf einen "guten Tropfen" (oder was auch immer, Süchte gibt es viele...) verzichten muss, der verliert zwangsläufig subjektiv an Lebensqualität. Wenn man aber diesen Verzicht als Preis für die Unabhängigkeit betrachtet, dann hat man ein verdammt gutes Geschäft gemacht.

Gruß

Stefan wavey.gif
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Doc aus Bückeburg
Beitrag 25.07.2004, 08:32
Beitrag #136


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Zitat (Jean @ 24.07.2004, 15:05)
...Und- verliert man nicht doch ein Stück Lebensqualität ohne einen "guten Tropfen"...

Hallo Jean,

wenn Du bis vor einem Jahr regelmäßig täglich einen Liter Rotwein getrunken hast und jetzt in der Lage bist, ohne völlige Abstinenz erheblich weniger zu trinken, dann kann ich nur sagen: "Freu Dich!".

Es gibt nicht "DIE Abhängigkeit", sondern viele Stufen der Abhängigkeit. Bei Dir war es offenbar so weit, dass Du Dir, ohne groß darüber nachzudenken, jeden Tag einen Liter Rotwein reingeschüttet hast, obwohl Du wusstest, dass diese Menge weder Deiner Leber noch Deinem Gehirn gut tut. Es war aber wohl noch nicht so weit, dass bei Dir ohne Alkohol das große Zittern losgeht.

Du hast gemerkt, dass Du irgendwie "gefährdet" bist, und Du schreibst, dass es Dich manchmal Überwindung kostet, "trocken" zu bleiben, wenn Du allein bist. Ich will Dir keine Angst machen, aber das könnte ein Zeichen dafür sein, dass doch in Dir eine Zeitbombe tickt...

Wenn Du Deinen Alkoholkonsum zur Zeit unter Kontrolle halten kannst und Dich mit der jetzt gelebten Praxis wohl fühlst, dann mach so weiter. Wenn Du aber allmählich doch wieder zu Deiner täglichen Flasche (oder mehr) zurückfindest, solltest Du etwas dagegen etwas GRUNDSÄTZLICHES unternehmen.

Jeder Alkoholabhängige hat schon mal probiert, "weniger" zu trinken und es hat - zumindest auf DAUER - nicht geklappt (hätte es geklappt, wäre er nicht "abhängig"). Deswegen hilft hier letztlich nur die VÖLLIGE Abstinenz.

Die kostet in der Tat einiges an Lebensqualität. Nicht nur, weil man auf "einen guten Tropfen" verzichten muss, sondern auch, weil in dieser Jahreszeit etwa 2/3 der angebotenen Eisbecher ausfallen.

Aber wenn ich das mit dem vergleiche, was einem Alkoholiker im Endstadium an Lebensqualität bleibt, verzichte ich gern darauf...

Doc


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und es gibt Dinge, die muss man sehen, um sie glauben zu können.
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Gast_Jean_*
Beitrag 25.07.2004, 15:47
Beitrag #137





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Salut Stefan undDoc! wavey.gif
Eure Beitäge kamen ja schnell:vielen Dank.
Doc:Du hast völlig recht:es gibt nicht eine spezielle Abhängigkeit. Ich denke, jeder Mensch muß mit seiner individuellen Abhängigkeit fertig werden, auch wenn das Suchtmittel -wie in meinem Fall der Alkohol- in vielen Fällen gleich ist.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß durch Alkohol zuerst die hochentwickelten intellektuellen Fähigkeiten außer Betrieb gesetzt werden: klar: das Kurzzeitgedächtnis (der berüchtigte Filmriß)- aber nicht nur in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Exzess, sondern noch Tage später...aber auch die Toleranzschwelle wird herabgesetzt (Stichwort:Reizbarkeit)-auch dies mit einer gewissen Langzeitwirkung. Diskussionen oder notwendigen Disputen bin ich eher ausgewichen ( "bringt ja eh nix")- in Wirklichkeit wegen mangelndem Sebstwertgefühl ("Flasche leer"). Ich glaube, wenn man sich genau beobachtet, dann fallen einem noch viel mehr negative Veränderungen im Bereich der geistigen Selbständigkeit auf, als die wenigen, die ich geschildert habe.
Das Problem ist -wie wir alle wissen- ein schleichender Prozess- und das macht die 'Sache so gefährlich.
Wie schon in meinem Eingangs-Posting geschildert: ich komme mit meiner Abhängigkeit ganz gut zurecht-die Wahrscheinlichkeit, völlig abzugleiten, ist, denke ich, bei mir gering:denn erstens bin ich ohne professionelle Hilfe rausgekommen und zweitens habe ich die "Konflikttrinkerei" völlig eingestellt. Ja, Doc ich freu mich...

A bientôt wavey.gif

Jean
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pm1
Beitrag 03.08.2004, 19:52
Beitrag #138


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rofl1.gif Hallo
Nu hab ich Stunden hier gelesen,die Augen Brennen.Ja sogar Registriert hab ich mich.Hoffentlich gehts hier noch weiter sehr,sehr interessant.
Ich bin am Überlegen ob ich meine Geschichte als Alkoholiker hier auch reinschreibe.Auf alle Fälle hat es gut getan das hier mal zu Lesen.
MfG
pm1


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An dem Tag wo du die volle Verantwortung für dich selbst übernimmst,der Tag wo du aufhörst,Entschuldigungen zu suchen,an dem Tag beginnt dein weg zum Ziel
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Peggy
Beitrag 04.08.2004, 11:17
Beitrag #139


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Zitat (pm1 @ 03.08.2004, 20:52)
Ich bin am Überlegen ob ich meine Geschichte als Alkoholiker hier auch reinschreibe.

Tu dir keinen Zwang an! Es gibt mit Sicherheit einige Personen, die deine Geschichte hören möchten.


LG
Pegg


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Hinter jedem Problem, dass dich gefangen nimmt, verbirgt sich die Chance zum Wachstum.
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pm1
Beitrag 06.08.2004, 10:43
Beitrag #140


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Vielen dank Peggy für deine ermutigenden Worte.Auch ich bin der meinung es sollten soviel Leute wie möglich hier Posten,den damit kann sicherlich dem einen oder anderen geholfen werden.

Also los gehts.
Ich bin jetzt 38 Jahre alt Verheiratet habe 4 Kinder und bin trockener Alkoholiker seit dem 28.03.2003.
Meine Alkoholische Laufbahn begann wie bei jedem" fast "normal.Mein erster Kontakt war laut erzählungen bei meiner Taufe mit etwa 7 oder 8 Monaten.Mein Vater hielt es da wohl für lustig mich mit den Früchten der Bowle zu füttern.In meinen Familienkreis wurde viel und heftig Gefeiert(gibt ja immer ein Grund).Als meine Eltern mal wieder eine Feier hatten und noch im Bett lagen hatte ich nichts besseres zu tun als in die Stube zu gehen und hier und da mal zu Naschen,was vom Vorabend noch alles da stand.Unter anderem fand ich auch eine Flasche Sligowitz(oder wie man das schreibt),das schmekte ja schön nach Pflaume.Was da mit mir geschah brauch ich nicht beschreiben.Das war so mit 8 oder 9.Ich war eigentlich viel alleine ,ein sogenanntes draussen Kind.Freunde hatte ich nicht wirklich.Ich war der Mensch der immer mitschwamm .Nach dem Motto wenn ich das auch mache was die anderen machen dann werd ich akzeptiert.Das habe ich auch bis zum Schluß nicht abgelegt.Ich wurde eigentlich mit Alkohol groß durch meine Eltern.Dort habe ich es ja immer gesehen ,man trifft sich erstmal ein Bier zur Begrüßung,man hilft irgendwo und es gibt erstmal ein Bierchen usw.Dann ging Papa öfters Sontags in die Kneipe wo ich meistens mit durfte.Bier gabs für mich nicht ,obwohl hier und da durfte ich zur belustigung des Stammtisches doch mal nippen.Irgendwann kam dann auch mal der Spruch" Lass ihn doch ein Alster haben ,das ist doch nichts schlimmes und aus ihm soll doch mal ein Mann werden".So war es eigentlich auch bei den Festen die es Privat gab.Mal hier genippt mal da genippt ,so und nu aber ins Bett Mama und Papa haben Besuch.Als ich 8 war kam meine Schwester zur Welt.Da mein Vater bei der Marine war und sie ja ihren Sparclub hatten waren sie natürlich öfters Abends weg.Einen babysitter hatten sie ja nun.Und ich machte es auch gewissenhaft mit Wickeln Füttern und alles was dazugehörte.Urlaub ,Ferienparks oder ähnliches gab es bei uns nicht,da haben wir kein Geld für.Mal in Urlaub nach NMS zu Oma ja das ging.Also wurde ich in den Zug gesetzt und fertig.Auch dort war es dann halt so das meine Onkels mich mitnahmen und ich sah wieder es wird Alkohol Getrunken und alle sind Lustig.Auch hier habe ich dann zur Belustigung beigetragen.Dann kam die Zeit wo Vater fertig war mit seiner BW-Zeit ,und er ging zwecks Ausbildung für 4 Monate nach München als Roentgenassistent,kam hin und wieder mal nach Hause am Wochenende.Dort bekam ich dann mit das hin und wieder mal ein anderer Mann bei uns schlief.Dafür gab es natürlich Logische Erklärungen die ich als kleiner Junge natürlich glaubte.Warum sollte man mich auch anlügen.Wie es so ist wurden dann natürlich auch die Feste weniger wir zogen dichter an Vaters Arbeitsstelle und man verlor sich aus den Augen.Also Freunde mässig gemeint,obwohl man sah sich selten nochmal denn wir blieben ja in Flensburg nur ein anderes Stadtgebiet.Also wurde es im großen und ganzen ruhiger,ich wurde größer hatte endlich mein eigenes Zimmer mit Fernseher und Anlage,und ging nicht mehr hin wenn Abends gesessen und gefeiert wurde.Das ging dann so bis ich 13 war und wir aufs Dorf zogen.Denn Oma Väterlicher seits hatte einen Schlaganfall und sollte aber nicht ins Heim.denn sie hatte Vater großgezogen ,und in der Nachkriegszeit dafür gesorgt das sie zu essen hatten usw.Eine Einstellung die ich eigentlich bis heute auch Pflege.

So das wars erstmal,sonst wirds zu lang,weiter gehts nach dem Umzug aufs Dorf und das als Stadtmensch.Sollten irgendwelche fragen sein einfach Posten.Ich Antworte nicht immer gleich da ich Schichtarbeiter bin.Und mir heute keinen unnötigen Streß mehr antue,wie ich es damals tat.

MfG
pm1


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Rolf Tjardes
Beitrag 06.08.2004, 11:19
Beitrag #141


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@pm1:

"Teil 2" Deiner Story würde mich auch noch interessieren. Wenn Du also Lust hast... smile.gif

Frage: Ist es nicht eher so, dass Alkohol, bzw. Alkoholgeruch und -geschmack, im Kindesalter nicht eher abstoßend wirken müsste?? Wir sind ja beide ungefähr im gleichen Alter. Ich kann mich erinnern, dass der Geruch von Zigaretten, Schnaps oder Bier fast schon die damalige Höchststrafe für mich darstellte. P.S. Meine Eltern haben nur ganz selten Alkohol getrunken.
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pm1
Beitrag 06.08.2004, 16:07
Beitrag #142


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Hallo Rolf
Teil 2 wird auf alle Fälle folgen.Alleine schon weil man sich alles von der Seele schreiben kann und dadurch alles aufarbeitet.Hier kann man in Ruhe nachdenken und wird nicht von einem Psychologen unterbrochen der ein dadurch dann den Faden verlieren lässt.

Ich denke mal das es normalerweise für Kinder unangenehm ist.Vieleicht lag es bei mir daran das ich damit groß geworden bin.Einmal durch meinen Vater und zum anderen durch meine Mutter die oft in der Kneipe gearbeitet hat wo mein Vater einkehrte.So mit ca 9-10 Jahren konnte ich da ja auch schon helfen.Küche abwaschen oder draussen Rasenmähen usw. und dadurch mein Taschengeld verdienen.Hinzukommt das ich häufig Krank war als Kind,Vater war im Snitätsbereich der Marine und so hatten wir eigentlich immer irgendwelche Säfte im Haus.Und vor 25 Jahren hat man sicherlich nicht so auf die Inhaltsstoffe ,geschweige denn ihre Folgen gemacht.Vieleicht ja ich bin mir sogar sicher das es dadurch für mich normal war.Ich habe Praktisch alle als Vorbild genommen.Frei nach dem Motto die großen machen das auch also muß das gut und richtig sein.
Aber du hast mich ins Grübeln gebracht,ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern wie ich auf den Geschmack reagiert habe.Es fehlt ,eine Lücke.

Achso noch eins auch für alle folgenden weiteren Geschichten,nicht meine Eltern sind schuld an meinem Trinken sondern ich alleine,denn ich habe das Glas oder die Flasche angesetzt.Auch haben Arm und Reich,oder die Eltern haben mehr oder weniger Getrunken nichts damit zu tun.Nur ich alleine habe die entscheidung getroffen zu trinken.Genauso betrifft es auch meine Geschichte bzw. meinen Weg raus aus dem Alkohol.Das sind meine Erfahrungen und mein Weg also kein Patentrezept.Was für jedem einzelnen am besten ist muß er selbst herrausfinden.

Das ist keine Kritik an deiner Frage ,oder Feststellung .Verstehe es bitte nicht falsch.Es viel mir so beim Schreiben noch ein. rofl1.gif
Bis auf weiteres
pm1


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 08.08.2004, 13:48
Beitrag #143


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@ PM1
Hallo PM1, zunächst mal HERZLICH WILLKOMMEN HIER IM THREAD!

Ich konnte mich nicht eher melden, weil ich wieder einige Tage im Ausland war. Es ist ja jedesmal eine schöne Überraschung, wenn hier mal wieder ein neues Gesicht auftaucht.

Deine Frage, ob es Sinn macht, dass Du hier Deine Lebens- und Alk-Geschichte aufschreibst, kannst Du Dir eigentlich schon selbst beantworten. Du schreibst doch:

Zitat (PM1 @ 03.08.2004, 20:52)
Nu hab ich Stunden hier gelesen,die Augen Brennen.Ja sogar Registriert hab ich mich.Hoffentlich gehts hier noch weiter sehr,sehr interessant

Damit ist doch schon alles klar:
DU findest es interessant, was wir anderen hier bisher so von uns gegeben haben, also werden ANDERE LESER auch wohl DEINE Geschichte interessant, hilfreich und wichtig finden.

Ich bin gespannt auf Deine "Fortsetzung".

Doc

P.S. ...und was die Alkohol-Abstinenz angeht: Duchhalten! Es lohnt sich!!!


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pm1
Beitrag 08.08.2004, 14:24
Beitrag #144


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Ja da waren wir nun ,auf dem Dorf ungewohnt jeder grüßt,bietet seine Hilfe an.Für einen Stadtmenschen ungewohnt.Aber neue Bekannte waren schnell gefunden.Auch hier auf dem Dorf war es nicht anders als in der Stadt eher noch Lockerer auch in Punkto Alkohol.Aber hier auf dem Dorf waren ältere Jugendliche mit jüngeren zusammen in einer Klicke,und es wurde nicht gefragt wie alt du bist wenn du auch ein Bier wolltest.Und so kam es wie es kommen mußte,ich mit meiner großen Schnauze mußte natürlich überall mit dabei sein.Man hat dann bei anderen geschlafen oder gezeltet und dann gings aber zur Sache.Stellenweise so schlimm das man irgendwo rumlag und nicht mehr ein noch aus wußte.Das war zwar nur am Wochenende aber die Akzeptans meines Körpers Alkohol gegenüber stieg.So ging es dann immer weiter,Lederjackenzeit natürlich mit Kutte und natürlich Alkohol.Lehre als Kfz-Mechaniker und dem Feierabend Bier. FF ,Hilfe in der Landwirtschaft hier und da mal an Autos geschraubt,und immer war Alkohol dabei.Mittlerweile natürlich auch die Dorfgetränke Cola-Korn und Cola-Konjak.Dann kam der Funkerclub "Kümmerling" was dort getrunken wurde erübrigt sich wohl.

Dann kam eine kleine kehrtwende auch im punkto Alkohol.Ich hatte einen schweren Verkehrs Unfall.Dabei starb mein damaliger einziger und bester Freund als Sozius auf meinen Mofa.Ich hatte Schädelverletzungen und war im Koma.Ich hatte da 2 Cola-Pernod getrunken und er zwei Pötte wegen der trennung von seiner Freundin.Man war der voll,und ich Entschloß mich ihn nach Hause zu bringen bevor ihm was passieren würde.Lieber ein Arschvoll von Vatern wegen zwei mann auf Mofa als das ihm was geschieht,aber es kam anders.Wir wurden von hinten Angefahren.der Unfallfahrer war Alkoholiesiert.Bernd wurde zwischen Mofa und Motorhaube eingeklemmt und Starb 2 Tage später.Ich wurde mit Hubschrauber nach HH-Eppendorf geflogen und hatte ein Kopf OP.Aber ich wußte als ich aufwachte von alle dem nichts ,auch nicht von Bernd.Das erfuhr ich erst später als ich wieder in Flensburg lag.Ich Schwor mir sowas passiert dir nicht,Alkohol und fahren man sieht ja was dabei herraus kommt.Dann kam das Spießrutenlaufen Gericht mit anklage wegen fahrlässiger Tötung usw.Das war der normale Weg und ich wurde auch nicht dafür Verurteilt denn ich hatte es ja nicht verursacht.Aber das sind die normalen Wege des Gerichts,aber das erkläre mal einen fast 17 jährigen naiven Teenager.Auch Vorwürfe aus der Klicke durch verkehrt erzählten Sachverhalt.Keine Psychologische Betreuung.Du lebst noch,das war ein Unfall wo du nichts für konntest und fertig.Wie es mir ging innerlich hat nie einer gefragt.Und so kam es wie es kommen mußte ,der Vorsatz hielt nicht lange und der Alkohol war wieder da.Dann war ich endlich 18 und machte meinen Führerschein,erstes Auto usw. Nun waren ja ganz andere Welten offen man konnte in entferntere Discos fahren.Dort lernte ich dann man Frau kennen.6 Wochen später haben wir geheiratet.Ich war noch Lehrling.22.09.84 schafte ich dank meiner Frau die Gesellenprüfung,man hat die mit mir gepaukt.Mal wieder ein Grund zum Feiern Geb.meiner Frau und ich war Geselle.Dann kam die Arbeitslosigkeit,war ja klar man wurde nicht übernommen.Somit war ja viel zeit für Disco und Party.

Es kam wie es kommen mußte.Bei einer Routine Kontrolle wurde ich 1986 das erste mal meinen Führerschein mit 1,30 0/00 Promill los.9 monate Sperre und geringe Geldstrafe war ja Arbeitslos.Vor Gericht wurde mir natürlich auch vorgehalten ob ich nichts aus dem damaligen Unfall gelernt hätte,auch wurde mir die Trunkenheitsfahrt meines Vaters ins Gedächtniss gerufen.
Bei der Wiederbeantragung bin ich dann an einen ganz Scharfen Bearbeiter geraten.Der zog alle Register die er konnte ja er schickte mich sogar zur MPU weil ich ja eine Schädelverletzung damals hatte.Auf meine Frage warum sie es damals nicht gemacht haben sagte er"Das ham wir damals vergessen,und holen es jetzt halt nach."Nach langen hin und her mit Anwalt MPU usw.hatte ich ihn wieder.Allerdings mit der Auflage jedes Jahr ein Neurologisches Gutachten nebst Leberwerte einzureichen.
Durch dies Matyrium hatte ich gelernt ,dachte ich.

Fortsetzung folgt.
MfG pm1


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OlafSt
Beitrag 08.08.2004, 14:52
Beitrag #145


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@pm1:

Auch von mir ein Willkommen - bin zwar nicht direkt betroffen, lese hier dennoch aufmerksam mit und stelle Fragen, dumme wie intelligente smile.gif

Zur Sache.
Zitat
...nicht meine Eltern sind schuld an meinem Trinken sondern ich alleine,denn ich habe das Glas oder die Flasche angesetzt.Auch haben Arm und Reich,oder die Eltern haben mehr oder weniger Getrunken nichts damit zu tun.Nur ich alleine habe die entscheidung getroffen zu trinken.


Irgendwie habe ich da so meine Zweifel. Mir erscheint das viel eher anerzogen, denn Du hast es von Kindesbeinen an sozusagen "gezeigt" und vorgelebt bekommen. Und besonders in jungen Jahren hat man die Einstellung "meine Eltern machen alles richtig". Das dem nicht immer so ist, merkt man erst später - speziell beim Alkohol allerdings oftmals erst, wenn der Enkel schon im Brunnen treibt.

Beispiel: In meiner eingeheirateten Familie, in der Alkohol irgendwie immer dabei ist, wurde ich beim ersten Besuch (wie das so üblich ist) gefragt, was ich gern trinken möchte. Die Liste: Bier, Korn, Roter, Schnaps. Als ich antwortete "Kaffee", waren alle für etwa zehn Sekunden vollkommen perplex und ob dieser Antwort total überfordert.

Entsprechend war meine Frau dem Alkoholmißbrauch zugetan, lebte vor unserer Beziehung in einer WG, die praktisch nur aus Alkoholikern bestand. Über den Zustand meiner Frau bei unserem Kennenlernen brauche ich wohl nichts zu sagen.

Ich bezweifle ernsthaft, das meine Frau sich freiwillig dem Alkohol zugewandt hatte. M.E. ist ihr das anerzogen worden, ist im "Milleu" verblieben und Stufe für Stufe abgestiegen, zur Abhängigkeit war es eigentlich nur mehr ein kleiner Schritt.

Und dann kommt da so'n Typ, der nur höchst selten Alkohol trinkt - muß eine höchst komplexe Situation für die ganze Familie gewesen sein.

Nebenbei: Es hat drei Jahre gedauert, aber: Wer bei uns zu Besuch kommt, erhält folgende Liste: Wasser, Brause, Kaffee, Tee. Bier hat bei uns den Vornamen Malz. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich bei Interesse mal erzähle.

[EDIT]
Habe erst jetzt den zweiten Teil der Geschichte gelesen. Ich bleibe bei meiner Meinung "anerzogen", revidiere aber auf "freiwillig" für die Zeit nach dem Unfall mit der Mofa.
[/EDIT]


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ZITAT(blue0711)
Ich muss als VT nicht mit jedem erdenklichen Unsinn als Reaktion von Anderen auf meine blosse Existenz in einem in der Praxis doch recht subjektiv eingeschätzten imaginären Raum rechnen.
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Doc aus Bückeburg
Beitrag 09.08.2004, 04:52
Beitrag #146


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Hallo, Junx und Mädelz, Es gibt was zum FEIERN:

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pm1
Beitrag 09.08.2004, 06:01
Beitrag #147


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Na Herzlichen Glückwunsch Doc .

:lol:Wann sollen wir da sein zum Feiern ? Schmeiß den Grill an und hol ordentlich Saft . rofl1.gif

MfG
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Gast_Uwe K._*
Beitrag 09.08.2004, 07:05
Beitrag #148





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Auch von mir: Glückwunsch ......
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pm1
Beitrag 13.08.2004, 10:18
Beitrag #149


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Zitat
Nebenbei: Es hat drei Jahre gedauert, aber: Wer bei uns zu Besuch kommt, erhält folgende Liste: Wasser, Brause, Kaffee, Tee. Bier hat bei uns den Vornamen Malz. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich bei Interesse mal erzähle


Das intresse besteht OlafST . Ich persönlich würde auch gern mal ein Malzbier trinken . Zumal wir es Geschenkt bekommen . Aber es gibt zwei Gründe fürs nicht tun .

1. Es ist das Wort Bier enthalten .
2. Wird diese Bier in den sogenannten Plop -Flaschen der Flensburger Brauerei abgefüllt .

Also 2 Dinge die mich doch an meine Nasse Zeit erinnern . Zumal ich glaube das ich es nicht Trinken darf , den ein Rest Alkohol ist dor immernoch enthalten .
Wie gesagt das ist die Meinung die ich für mich nehme , muß also nicht zwingend richtig sein .

Zitat
Irgendwie habe ich da so meine Zweifel. Mir erscheint das viel eher anerzogen, denn Du hast es von Kindesbeinen an sozusagen "gezeigt" und vorgelebt bekommen.


Da muß ich dir recht geben . Am Anfang war es vorgelebt . Nach dem Motto "Papa und Mama und all die andern großen machen das auch "
Zumal das Thema Alkohol ja eh kein Tabu Thema in meiner Familie war .
Aber ich bin der Meinung ich darf die Schuld nicht auf andere schieben , den ich alleine habe mir das Glas an den Mund geführt .
Zumindestens sag ich mal ab denn Zeitpunkt wo wir aufs Dorf zogen . Mit der Zeit davor magst du Recht haben .

MfG
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Andreas
Beitrag 13.08.2004, 11:49
Beitrag #150


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Zitat
Zumal ich glaube das ich es nicht Trinken darf , den ein Rest Alkohol ist dor immernoch enthalten .


Im Malztrunk/Malzbier beträgt der Alkoholgehalt unter 0,5 Vol. %. Allerdings darf auch der Alkoholgehalt von Fruchtsaft max. 3 g/l (entspricht ca. 0,3 Vol. %) betragen.


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